Was macht eigentlich das Präsidium?

Veröffentlicht am: 04.02.2018 von Claus Seyfried in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken


Na ja, wir treffen uns so ungefähr alle zwei Monate und feiern dabei die Feste wie sie fallen! Denn irgendwie müssen wir ja Eure Verbandsbeiträge verjubeln. Der berühmt berüchtigte VW-Betriebsrat hat sich seinerzeit beim Schachverband Württemberg Tipps geholt, wie man mit richtig heißen Partys richtig viel Geld verprassen kann, denn Kohle ist ja da! Kein Witz, solche oder ähnliche Meinungen habe ich schon gehört, und das mehr als nur einmal. Doch ich muss Euch enttäuschen, die Wirklichkeit sieht deutlich anders aus!

Ist denn wirklich Kohle da? Vor 8 Jahren jedenfalls nicht. Damals stand der SVW knapp vor dem finanziellen Kollaps. Doch dann hatten wir sechs Jahre lang einen Schatzmeister, der hervorragend gewirtschaftet hat, und der vor allem konsequent alle Gelder eingetrieben hat, die dem Schachverband zustehen. Das Ergebnis ist, dass der SVW zur Zeit tatsächlich finanziell gut da steht. Dieser Schatzmeister war David Blank aus Esslingen. Jetzt ist er weg. Und zwar beim Deutschen Schachbund als DSB-Vizepräsident Finanzen. Dort hilft er dem neuen DSB-Präsidenten Ullrich Krause nach dem Rücktritt von Ralf Chadt-Rausch (NRW) aus der Patsche. Doch zum Glück haben wir mit Dennis Bastian aus Tuttlingen einen ebenbürtigen Nachfolger für David gefunden!

Wer gehört eigentlich zum Präsidium? Aus dem Adressenabschnitt auf der SVW-Webseite wisst Ihr vielleicht, dass es ein „Präsidium“ und ein „Erweitertes Präsidium“ gibt? Das Präsidium ist mit insgesamt neun Personen ein relativ kleiner Kreis. Neben dem Präsidenten Armin Winkler gehören ihm die drei Vizepräsidenten Walter Pungartnik, Michael Meier und Dirk König an sowie der schon genannte Schatzmeister. Diese fünf Personen sind alle vertretungsberechtigt. Sie bilden also so etwas wie den Vorstand des Verbands. Außerdem gehören dem Präsidium an: Verbandsspielleiter Carsten Karthaus, WSJ-Vorsitzender Yves Mutschelknaus, Ehrenvorsitzender Hanno Dürr und Öffentlichkeitsreferent Claus Seyfried. Dieses Gremium trifft sich an sechs Donnerstagen im Jahr abends um 19:00 Uhr, sowie zwei Mal im Jahr an einem Samstagmorgen von 9:00 bis 10:30 Uhr unmittelbar vor der Sitzung des Erweiterten Präsidiums. Die Donnerstagssitzungen sind selten vor 23:30 Uhr zu Ende. Sie können auch schon mal bis gegen 1:30 Uhr dauern, und das nicht wegen des Partyanteils. Es gibt wirklich immer unglaublich viele Themen zu besprechen. Da die meisten Teilnehmer direkt von ihrer Arbeit kommen, werden als „Partyanteil“ immerhin bis zu zwei halbe belegte Brötchen pro Nase sowie nicht alkoholische Getränke gereicht. Das Protokoll führt Geschäftsstellenleiter Gerd-Michael Scholz. Es wird mit dem Präsidenten abgestimmt und danach von allen Teilnehmern auf Vollständigkeit und Richtigkeit geprüft. Danach wird es an alle Mitglieder des „Erweiterten Präsidiums“ per Mail verschickt, also an ca. 36 Personen.

Damit wären wir beim Erweiterten Präsidium angelangt. Es tagt zwei Mal im Jahr, immer samstags von 10:30 Uhr bis gegen 18:00 Uhr, und zwar meistens am ersten Samstag im Februar sowie an einem Samstag Ende Juni oder Anfang Juli. Das Mittagessen wird gestellt und zum Abendessen ist man wieder zuhause! Und wer gehört dazu? Auf der SVW-Webseite findet man unter -> SVW-Service -> Ordnungen und Satzung die Satzung des Schachverbands Württemberg. In §13 sind die folgenden Mitglieder aufgeführt:

Das Erweiterte Präsidium besteht aus
a. den Mitgliedern des Präsidiums,
b. den Bezirksleitern oder deren Vertretern,
c. den Mitgliedern des Verbandsspielausschusses,
d. dem zweiten Vorsitzenden der Schachjugend,
e. dem Referenten für das Schulschach,
f. dem Referenten für Frauen-Schachsport, der dem Verbandsspielausschuss angehört,
g. dem Referenten für das Seniorenschach, der dem Verbandsspielausschuss angehört,
h. dem Rechtsberater,
i. dem Referenten für Ausbildung,
j. dem Referenten für Freizeit- und Breitenschachsport,
k. dem Referenten für Problemschach,
l. dem Wertungsreferenten,
m. dem Referenten für Mitgliederverwaltung,
n. dem Referenten für den Leistungssport,
o. dem Schiedsrichterobmann, der dem Verbandsspielausschuss angehört, und
p. dem IT - Beauftragten, und
q. dem Vorsitzenden des Verbandsschiedsgerichts oder seinem Vertreter, jeweils ohne Stimmrecht.

Schauen wir mal in die Runde, wer alles da ist bei der Sitzung des Erweiterten Präsidiums am 3. Februar 2018 in den Antonius-Tagungsstätten in Wernau. Carsten Karthaus hat alle Fotos aufgenommen. Ihn wird man daher vergeblich auf dem Foto suchen.


Im Frühjahr findet die sogenannte „Haushaltssitzung“ statt, in der vor allem die Finanzplanung des Schatzmeisters für das kommende Jahr beraten wird. Es gibt sehr große Budgets, wie das der WSJ, und auch sehr sehr kleine Budgets, wie das des Problemschachreferenten. Letzteres reicht gerade um einen bescheidenen Preis für einen Problemschach-Wettbewerb auszuloben. Im Spielbetrieb werden sich unsere Kosten deutlich erhöhen. Nicht nur durch das letztes Jahr beschlossene Internationale Meisterturnier, das Offene Turnier sowie die neue Juniorenmeisterschaft, sondern auch durch Beschlüsse der FIDE. Z.B. die neuen Altersgrenzen bei den Senioren. Wir werden künftig drei statt bisher zwei Vierer-Teams zur Deutschen Ländermeisterschaft der Senioren schicken. Das ist eine Meisterschaft der Senioren-Auswahlteams der Landesverbände. Der Schachverband übernimmt die Kosten für die Anreise mit dem Bahn-Sammelticket sowie das Hotel. In diesem Jahr wird das wieder in Templin in der Uckermark stattfinden. Oder die neuen FIDE-Regeln im Blitzschach. Für unsere Württembergischen Blitz-Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften werden wir doppelt so viele Schiedsrichter einplanen wie bisher. Sie werden permanent im Saal rumrennen um 1-Minuten-Zeitgutschriften auf den Uhren einzustellen. Wir müssen uns an die neuen Regeln halten, weil wir die Blitz-ELO-Auswertung haben möchten. Wer als privater Veranstalter darauf keinen Wert legt, kann gerne weiterhin nach den alten Regeln spielen, sollte das aber natürlich in der Ausschreibung ankündigen.

Auch Erfolge können Geld kosten. Unser Frauenteam hat im letzten Jahr in Braunfels (Oberhessen) den Titel bei den Frauen-Ländermeisterschaften errungen. Als Titelverteidiger darf Württemberg daher in diesem Jahr mit zwei Achter-Teams nach Braunfels reisen. Hier eine Anmerkung zu den Fahrtkosten unserer ausländischen Spielerinnen. Der Schachverband ist da ziemlich zugeknöpft. Er übernimmt die Reisekosten ab Stuttgart, bzw. ab Frankfurt Flughafen, wenn das billiger ist. Die Flüge aus dem Ausland nach Deutschland werden von privater Seite gesponsort, nämlich von den Förderern des Schwäbisch Haller Frauenschachs.

Nächstes Thema Datenschutz. Am 25. Mai 2018 tritt eine neue EU-Richtlinie unmittelbar in Kraft. D.h. sie gilt sofort, ohne dass sie zuvor in nationales Recht umgesetzt werden muss. Was ist der Inhalt? Natürlich erhebliche Verschärfungen. Schon kürzlich hatten wir einen Staffelleiter, der den Schachverband verklagen wollte, weil man seine Anschrift und Telefonnummer durch die Eingabe seines Namens bei Google finden konnte. Aufgabe: Wie formulieren wir unsere Ordnungen, damit wir weiterhin die Kontaktdaten unserer Funktionsträger angeben dürfen? Und können wir das vielleicht so formulieren, dass das Thema gleich für unsere Vereine mit erledigt ist? Damit nicht bei jedem Verein Handlungsbedarf entsteht!

Nächstes Thema Ehrungen. So eine schicke kleine Ehrennadel für's Revers ist so was wie ein netter Schulterklaps für einen verdienten Mitarbeiter in den Verbandsstrukturen (um das in manchen Ohren unschön klingende Wort „Funktionär“ zu vermeiden), über den sich dieser vielleicht ein klein wenig freuen kann. Und - wichtig - es kostet den Verband praktisch nichts! Walter Pungartnik, im Präsidium zuständig für dieses Thema, beklagt immer wieder, dass viel zu wenig davon Gebrauch gemacht wird. Bitte überseht vor allem nicht die verdienten Leute in eurem eigenen Verein! Die Bronzene Ehrennadel darf von den Bezirken beschlossen werden, für die Silberne reicht ein Beschluss des Präsidiums, und nur für die Goldene Ehrennadel ist ein Beschluss des Erweiterten Präsidiums nötig. So hatten wir am frühen Morgen im kleinen Kreis schon einige Silberne beschlossen, und am Nachmittag im großen Rahmen noch eine Goldene, als ein Überraschungsgast erschien. Es war Uwe Pfenning, der Präsident des Badischen Schachverbands. Von seinem Wohnort hat er es ja nicht weit nach Wernau, deshalb besucht er uns oft und gerne. Aber nie ohne Anlass. Dieses Mal hatte er eine Überraschung für Walter Pungartnik im Gepäck. Nämlich eine außerplanmäßige gemeinsame Ehrung des Badischen Schachverbands und des Schachverbands Württemberg für Walters Verdienste um die württembergisch-badische Zusammenarbeit im Rahmen der Baden-Württembergischen Familienmeisterschaft.





Nächstes Thema Zukunft. Sind unsere Strukturen im Schachverband noch zielführend? Sind wir mit 6 Bezirken und ganz unterschiedlich vielen Kreisen noch richtig aufgestellt? Können wir eine Aufteilung mit Zweierpotenzen als Anzahl anstreben, um Aufstiegsregelungen zu vereinfachen? Welche Funktionen gibt es in den verschiedenen Bezirken und Kreisen und welche davon sind (gut) besetzt? Antwort: alles höchst unterschiedlich. Welche Aufgaben bleiben den Kreisen angesichts unserer Verwaltungsvereinfachungen durch Digitalisierung? Dirk König regt ein Führungsseminar in der Sportschule Ruit an, das sich seine Aufgaben und Lösungsvorschläge selbst erarbeitet. Jeder darf mitmachen. Horizont für Umsetzungen: vielleicht zum Verbandstag 2021.






Wer bis hierher gelesen hat, mag sich fragen, darf ich denn auch beim Schachverband mitmachen? Aber ja, wie immer wenn umsonst gearbeitet werden muss, heißt es: „Freiwillige vor, Ihr seid herzlich willkommen!“. Der erste Schritt dahin könnte ein Besuch beim Bezirkstag sein. Denn dort werden die Delegierten zum Verbandstag gewählt. Und schon bist du Teilnehmer beim wichtigsten Organ des Verbands und darfst mitwählen, und selbst gewählt werden! Wenn du wissen willst, wie schnell man völlig unbeabsichtigt und aus heiterem Himmel Vizepräsident werden kann, so frag einfach Dirk König oder schau in den Bericht zum Verbandstag 2013.

Der Verbandstag und die Bezirkstage finden allerdings nur alle zwei Jahre statt. Und zwar in den ungeraden Jahren. Termin und Ort des nächsten Verbandstags wurden jetzt gerade schon beschlossen. Alexander Ziegler und Tim Kurz trugen die Bewerbung des SC Spraitbach vor, und das Erweiterte Präsidium nahm diese Bewerbung einstimmig an: Spraitbach, 29. Juni 2019, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr.



Wenn dir, lieber Leser, die Zeit bis dahin zu lange ist, so schau doch einfach mal bei deinem Verein vorbei! Jede Wette, dass man einen weiteren engagierten Jugendtrainer, einen pflichtbewussten Mannschaftsführer, einen Jugendleiter, einen sorgfältigen Kassier oder einen nicht arbeitsscheuen Materialwart hervorragend gebrauchen könnte! Das wäre dein allererster Schritt!

Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit