Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Schwäbisch Hall schlägt Baden-Baden!
Claus Seyfried
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Allerdings vorerst nur bei den Damen. Alina Kashlinskaya gelingt eine Glanzpartie gegen die Ex-Weltmeisterin. Irina Bulmaga entscheidet den Tag für Hall.
Vor kurzem hatten wir in dieser Vorschau auf das große Heimwochenende des SK Schwäbisch Hall in der 1. Frauenbundesliga mit drei Wettkampftagen hingewiesen. Die Besucher des Spitzenmatches am Samstag mussten Ihr Kommen nicht bereuen. Es wurde hervorragendes Schach und spannende Partien geboten.
An Brett 1 kam in der Partie zwischen GM Anna Muzychuk (BAD, ELO 2535, UKR) und IM Nino Batsiashvili (SHA, ELO 2498, GEO) eine Spanische Eröffnung mit d3 aufs Brett. Mit geduldigem Spiel konnte Anna, die ältere Schwester der aktuellen Weltmeisterin Maria Muzychuk, kleine Stellungsvorteile ansammeln und am Ende einem erfolgreichen Königsangriff führen. Die beiden Muzychuk-Schwestern tragen schon lange den Großmeistertitel und leben in Lwiw in der Westukraine. Lwiw ist der ukrainische (und der polnische) Name der alten Stadt im äußersten Osten der ehemaligen K.u.K.-Monarchie, zu Sowjetzeiten nannte man sie auf russisch Lwow und Lemberg war der deutsche Name.
An Brett 2 hatte es die Moskauerin Alina Kashlinskaya mit der Frauen-Weltmeisterin von 2004 Antoaneta Stefanova aus Bulgarien zu tun.
Die Ex-Weltmeisterin verbrauchte von Anfang an recht viel Bedenkzeit, und noch einmal fast ihre ganze restliche Zeit, als sie sich im dreizehnten Zug zwischen f7-f6 und Tf8-e8 zur Abwehr einer Mattdrohung
entscheiden musste. Aber vermutlich war die Partie zu diesem Zeitpunkt schon verloren.
IM Alina Kashlinskaya (SHA, ELO 2448, RUS) - GM Antoaneta Stefanova (BAD, ELO 2521, BUL)
Stellung nach 15...f6 - f5
In dieser Stellung zauberte Alina ohne allzu langes Nachdenken einen Klasse Zug aufs Brett, der die Kiebitze nahezu um den Verstand brachte: 16. Sd4 - b5! Ob da irgendwann mal eine Figur auf b5 einstehen könnte, ist völlig uninteressant. Die unsichere schwarze Königsstellung entscheidet die Partie. Die Idee des Zuges wird klar, wenn man sieht, dass 16.Dh7+ Kf7 17.Th6 an 17...Sf3+ 18.Kf1 Sxe5 scheitert! Allerdings hätte 16.gxf5 oder auch 16.Dh7+ Kf7 und dann 17.Lh6 Tg8 18.O-O-O ebenfalls gewonnen. Aber so hat Alina diese Partie perfekt gespielt!
Sodann kam es zu zwei Remisen am vierten Brett in einem abgelehnten Wolgagambit zwischen den beiden Ekaterinen, Atalik (SHA) und Kovalevskaya (BAD), sowie am sechsten Brett in der Winawer-Variante der Französischen Verteidigung mit Dd1 - g4 x g7 x h7 zwischen Karina Ambartsumova und Elena Sedina.
So liefen am Ende noch die zwei Partien zwischen GM Ketevan Arakhamia-Grant (BAD, ELO 2353, SCO)
und IM Deimante Daulyte (SHA, ELO 2372, LIT), ein Endspiel mit ungleichen Läufern, das Remis enden musste, sowie zwischen Ketino Kachiani-Gersinska
und Irina Bulmaga, wo die Entscheidung fallen konnte. Ketino, die aus Georgien stammende deutsche Auswahlspielern lebt schon seit vielen Jahren mit Ehemann und Kindern in Baden,
während Irina, die aus Moldawien stammende rumänische Bloggerin, erst in der letzten Saison zu Schwäbisch Hall stieß. Beide Spielerinnen hatten lange Zeit laviert, und mangels
Feindberührung hatte bis zum 40-ten Zug keine Seite einen ernsthaften Vorteil erringen können. Doch dann ging es los mit der Taktik, und wie!
IM Ketino Kachiani-Gersinska (BAD, ELO 2347, GER) - IM Irina Bulmaga (SHA, ELO 2383, ROM)
Stellung nach 40...Da8 x a3
Schwarz hatte zuletzt auf a8 ein Schach gegeben, der erste - und einzige - schwache Zug von Schwarz in dieser Partie, und Weiß hatte die Dame von f1 nach g2 dazwischen gezogen und damit laut Engine erstmals einen Vorteil von etwa einer Bauerneinheit errungen. Dann hatte die schwarze Da8 den weißen Bauern auf a3 genommen.
41. Sc3 - d5 sieht nun gut aus, oder!?
IM Ketino Kachiani-Gersinska (BAD, ELO 2347, GER) - IM Irina Bulmaga (SHA, ELO 2383, ROM)
Stellung nach 41...Sd4 - e6
Auf 41. Sc3 - d5 folgte der überraschende Zug 41... Sd4 - e6, den die Haller Kiebitze als perfekte Lösung feierten! Denn 42.Sxb6 ist natürlich nicht möglich wegen 42...Txd2. Nimmt der weiße Turm zurück, so folgt ein fatales Damenschach auf c1, nimmt die weiße Dame zurück, so kommt ein ebenso fatales Damenschach auf f3. Schließlich spielte Weiß 42.Lb2. Doch nach Tb6 x b2 verbleibt Schwarz mit zwei Leichtfiguren gegen einen Turm und Gewinnstellung. Das war der 3½ - 2½-Sieg für Schwäbisch Hall gegen Baden-Baden!
Frage: Hätte Weiß besser spielen können? Aber ja. Ein anderer Läuferzug hält einen gewissen Vorteil fest: 42.La1 - f6, während der simple Zug 42.f4 - f5! sofort gewinnt. Dann hätte Baden-Baden den 3½-Sieg in der Tasche gehabt.
Alle Partien zum Nachspielen aus der Live-Übertragung vom 05.12.2015
Presseartikel zum Ereignis:
08.12.2015 Haller Tagblatt: Eingebauter Läufer, geballte Fäuste
08.12.2015 Haller Tagblatt: Artikel-Vorschau auf der Titelseite
05.12.2015 Haller Tagblatt: »Ich genieße es, in diesem Team zu spielen«
02.12.2015 Haller Tagblatt: Weltmeisterin im Aufgebot
Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
In einer anfangs ruhigen Spanischen Eröffnung mit d3 konnte Anna, die ältere Schwester der aktuellen Weltmeisterin Maria Muzychuk, Nino Batsiashvili am Ende mattsetzen. Die beiden Muzychuk-Schwestern tragen schon lange den Großmeistertitel und leben in Lwiw (ukr) / Lwow (ru) / Lemberg (d) in der Westukraine.
Alina Kashlinskaya aus Moskau gelang ein glanzvoller Sieg gegen die Ex-Weltmeisterin aus Bulgarien. Wie man hört könnten bei Alina im kommenden Jahr die Hochzeitsglocken läuten. Der Glücklickliche ist der polnische Weltklassespieler Radoslaw Wojtaszek. Hier werden die beiden in der Baselland-Zeitung vom 5.1.2014 vorgestellt.
Hanna Marie Klek (Deizisau, ELO 2307, GER) im parallelen Match Deizisau - Karlsruhe.
Karina Ambartsumova trug heute als einzige das schöne Haller Damentrikot. Am selben Tag war ihr Interview im Haller Tagblatt erschienen. Mit dem Zeitungsfoto war sie - zu Recht - unzufrieden.
Nino Batsiashvili, Alina Kashlinskaya und Karina Ambartsumova beobachten die noch laufenden Partien an Thomas Marschners Live-Übertragungs-Laptop.