Abschlussbericht Württembergisches Schachfestival 2023

Veröffentlicht am: 18.09.2023 von Karlheinz Vogel in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Das Wichtigste in Kürze

  • GM Yuri Solodovnichenko gewinnt wie im Vorjahr das Internationale Meisterturnier
  • Zweiter wird Marius Deuer nach seinem Schlussrundensieg gegen IM Tobias Kölle und verteidigt damit seinen Titel als Württembergischer Meister 
  • Das Kandidatenturnier gewinnt Alexander Honisch (Bebenhausen) souverän mit einem Punkt Vorsprung
  • Das offene Turnier sieht Martin Schmidt (Hohentübingen) als alleinigen Sieger, da er als einziger Spieler auf 6 Punkte kommt
  • Im Frauenturnier dominieren Angelika Valkova und WFM Tetyana Kostak. Letztere hatte die bessere Feinwertung und bekommt deshalb den Pokal
  • die SF aus Pfullingen und Lichtenstein organisieren Begleitturniere, aber auch eine Simultanveranstaltung rund ums Schachfestival

Schon wieder ist das Schachfestival vorbei - vier Turniere des Verbands, zwei der lokalen Vereine und ein Simultan des schachaffinen Lichtensteiner Bürgermeisters Peter Nußbaum sind Geschichte.

Naturgemäß können nicht alle Turniere gleichzeitig statt finden. Berichte über die bereits vor Sonntag abgeschlossenen SVW- und begleitende Veranstaltungen der lokalen Vereine, organisiert von Alexander Rüger gibt es hier.

Frauenturnier
Die ersten zwei Frauen der Setzliste remisieren gegeneinander und gewinnen ihre restlichen Partien. Dank besserer Zweitwertung verteidigt WFM Tetyana Kostak (Strateg Stuttgart) ihren Titel vom Vorjahr vor Angelika Valkova (Deizisau), beide kommen auf 4,5 Punkte. Beste Spielerin Spielerin unter 18 Jahren wird Sofiia Korshak, ebenfalls Strateg Stuttgart.

v.l.n.r.; Lichtensteins Bürgermeister und Schirmherr Peter Nußbaum, U18-Siegerin Sofiia Korshak, WFM Tetyana Kostak (Platz 1), Leia Lederer (Platz 3), Angelika Valkova (Platz 2), Turnierleiter und Hauptschiedsrichter Achim Jooß

(fast) alle Teilnehmerinnen

Ausführliche Informationen zum Frauenturnier gibt es auf der Turnierseite und im Abschlussbericht. Dort gibt es auch weitere Bilder.

Offenes Turnier
Die Top-3 der Setzliste können ihre Plätze nicht verteidigen. Hochmotivierte jüngere, aber auch einige ältere Spieler, drängen massiv an die Spitze. So gelingt es Martin Schmidt (Hohentübingen), die Nr. 5 der Setzliste, mit 6 aus 7 einen halben Punkt Vorsprung vor Foksha (Nr. 14) und Kuhlmann (Nr. 17) - beide Sindelfingen - zu ergattern. Der halbe Punkt Vorsprung ist für Schmidt sehr wichtig: als nominell stärkerer Spieler wäre er beim Wertungskriterium Ratingleistung bei gleicher Punktzahl auf Platz 3 zurück gefallen. Im Detail kann man sich das auf der Turnierseite anschauen. Sie wurde um fünf Sonderranglisten ergänzt.

Die ersten fünf der Abschlusstabelle sind fürs nächste Kandidatenturnier qualifiziert, die ersten sieben kommen ins Preisgeld und damit auf die Bühne der Turnhalle in Lichtenstein, allerdings gibt es noch diverse Sonderpreise:

Max Dirk Palesch (Bebenhausen) erreicht Platz 20 und gewinnt mit 4 Punkten die Wertung U1600

Eigentlich gewinnt Lukas Kauth (Bebenhausen 4 P, Platz 14) als Nachrücker die Kategorie U1800, weil der Sieger von U1800 auch die U2000 Wertung gewinnt. Durch ein Versehen wird Tatiana Moldovan (Hohentübingen) - ebenfalls 4 P, Platz 24 - ausgezeichnet. Aber Lukas Kauth bekommt seinen Preis und Tatiana Moldovan darf ihren Preis trotzdem behalten. So fehlt nur ein Bild von Lukas.

Platz 8 als bester Spieler mit 4,5 Punkten für Marius Dohon (Markdorf), der spielte gegen die Nr. 1, 2, 4, 6 der Setzliste, holte 50% und freute sich sichtlich über seine Turnierleistung - aber so einfach ist das mit seinem Preis nicht: einen Geldreis gibt es nur für die ersten sieben. D.h. Marius gewinnt die U1800-Wertung und wird 6. in der Wertungsklasse U2000. Da die fünf, die vor ihm platziert sind, höhere Preise gewinnen, geht auch der U2000 Preis an Marius Dohon und bei U1800 wird nachgerückt.

die beste Frau ist Stela Moldovan (Hohentübingen), die ebenfalls 4 Punkte und damit Platz 16 erreicht.

Erst jetzt folgen die besten sieben Spieler des offenen Turniers:

Dr. Gerhard Janasik (Pfullingen) verbessert sich mit 5 Punkten von Startrang 10 auf Platz 7

Daniel Goldinov (Stuttgart) kämpft sich von 24 / 21 (ELO- bzw. DWZ-Startrangliste) auf Platz 6 vor

auf Platz 5 (21 / 18) gewinnt Lorenzo Heel (Pfullingen) zusätzlich noch fast 60 DWZ-Punkte

von 8 / 6 auf Platz 4 Marius Hurm (Hohentübingen)

auch Hans-Peter Kuhlmann (Platz 3 / 17 / 15) freut sich über das Turnier seines Lebens und über mehr als 50 DWZ-Punkte

turnierentscheidend ist, dass Mischa Foksha in Runde 5 dem späteren Sieger unterliegt, sonst gibt er nur ein Remis in der Schlussrunde ab

vorentscheidend für Martin Schmidts Turniersieg ist, dass er gegen seine direkten Konkurrenten auf den Plätzen 2 bis 5 nur zwei Remis abgibt

Kandidatenturnier
Alexander Honisch startet furios mit 6 aus 6 und lässt mit drei Remisen am Schluss nichts mehr anbrennen. Mit 7,5 Punkten hat er einen ganzen Zähler Vorsprung vor seinem Vereinskollegen Christopher Freiherr von Hauff (beide Bebenhausen) und Stefan Lehmann (Göppingen).
Da sich die Plätze 3-12 automatisch für das nächste Kandidatenturnier qualifizieren, werden hier auch die vier SpielerInnen mit je 5 Punkten auf den Plätzen 9 bis 12 erwähnt. Nach fallender Wertung sind das Marc Rudolf, Angelika Valkova, Josef Gabriel und Vadim Reimche. Glückwunsch! Die besten acht folgen jetzt mit Bild. Für das Erreichen von Platz 4 und 5 sind 6 Punkte notwendig, 5,5 Punkte für die Plätze 6 bis 8.

trotz eines kampflosen Siegs: wer in der ersten Runde gegen den Dritten der Setzliste gewinnt, steht wie Kurt Sulzbacher (Tuttlingen) nicht unverdient hier

der allseits bekannte Rudi Bräuning (Bebenhausen), muss sich diesmal damit trösten, dass statt ihm seine Vereinskameraden oben auf dem Treppchen stehen

Auch wenn der K-Faktor 40 beträgt - seine DWZ um fast 90 und seine ELO um 174 Punkte zu verbessern - Thorsten Schrägle (Tuttlingen) kann das und darf stolz darauf sein!

schlecht gestartet, aber dann ins Turnier gekämpft, hat sich Frank Baur (Mengen)

auch Xiang-Tobias Peng (Heilbronn) startet mit einer Niederlage und kämpft sich bis zur letzten Runde an Tisch 1 nach vorne

wenn man - wie Stefan Lehmann - den beiden Siegern ein Remis abnimmt, dann ist Platz 3 auch verdient.

von 18 auf 2 rollt Christopher Freiherr von Hauff überzeugend das Feld von hinten auf

wie das warme Messer durch die Butter startet Alexander Honisch mit 6 aus 6 - da reichen drei Remis, um den Turniersieg mit einem vollen Zähler Vorsprung abzusichern.

Meisterturnier
Zu den vier eingeladenen Großmeistern Solodovnichenko (ELO 2496), Pap (2432), Miezis (2430) und Rogic (2428) gesellen sich formal mit Kölle (2458), Deuer (2455) und Krassowizkij (2428) zwei IMs und ein de-facto IM. Die drei Württemberger benötigen jeweils 7 Punkte für eine GM Norm. Für eine IM-Norm muss Braun 5,5 Punkte bzw. Maisch oder Kocharin jeweils 5 Punkte erreichen. Leider schaffte kein Württemberger eine Norm, aber 28 Siege bei nur 17 Unentschieden dokumentieren den Siegeswillen aller Beteiligten. Nach der 8. Runde führt Solodovnichenko uneinholbar mit 6,5 vor Pap, Kölle und Deuer mit 5 Punkten. Hätte GM Pap in Runde 8 nicht verloren, so wäre es in der Schlussrunde auf zwei Endspiele hinaus gelaufen: zum einen das um den Turniersieg zwischen Solodovnichenko und Pap. Letzterer hätte da bei einem Sieg aufgrund der Zweitwertung (direkter Vergleich) den lange führenden Solodovnichenko noch abfangen können. Noch enger ist es bei der Entscheidung um den Titel des Württembergischen Meisters zwischen Deuer und Kölle: bei einem Remis greift die Drittwertung (mehr Siege) zu Gunsten von Kölle. Also muss Deuer mit Weiß unbedingt gewinnen, um seinen Titel zu verteidigen und es gelingt ihm. So erreicht Marius  Deuer Platz zwei und kann drei der vier GMs hinter sich lassen. Ein Trost bleibt für Tobias Kölle allemal: als zweitbester Württemberger hat auch er das Ticket zur "Deutschen" in der Tasche. Krassowizkij und Braun kommen auf 50 %, schwer haben es die beiden Aufsteiger Kocharin und Maisch. Während es für Timur halbwegs ordentlich läuft, erwischt Julian ein gebrauchtes Turnier und kann die wenigen Chancen, die er bekommt, nicht nutzen.

Julian Maisch (Kornwestheim)

Timur Kocharin (Schönaich), 2,5 Punkte

auf je 4,5 Punkte kommen FM Braun, IM Krassowizkij sowie GM Miezis

IM Jaroslaw Krassowizkij (Jedesheim), 4,5 Punkte (+2 =5 -2)

FM Dr. Georg Braun (Bebenhausen), 4,5 Punkte (+2 =5 -2) - auf Grund der Drittwertung Sonneborn-Berger liegt Georg Braun knapp vorn.

GM Normunds Miezis (Emmendingen), 4,5 Punkte (+3 =3 -3)

IM Tobias Kölle (Schönaich), einziger Spieler mit 5 Punkten (+4 =2 -3)

GM Gyula Pap 5,5 Punkte (+4 =3 -2), aber Niederlage im direkten Vergleich gegen GM Rogic

GM Davor Rogic (Untergrombach) 5,5 Punkte (+3 =5 -1) schafft mit zwei Siegen am Schluss den Sprung auf Platz 3

"FM" Marius Deuer (Schönaich) 6 Punkte (+4 =4 -1) wird bester Württemberger

souveräner Sieger ohne Niederlage wird GM Yuri Solodovnichenko (Untergrombach) (+5 =4)

Württembergischer Meister ist und bleibt Marius Deuer - aber drei Pokale und nur zwei Hände: wie soll das gehen?!?

Hier noch mal das Publikum und die Sieger vom Sonntag:

der - unvollständige - Blick von der Bühne ins Publikum, es waren noch mehr Leute anwesend

v.l.n.r.: S. Martens, M. Foksha (2.OT), M. Schmidt (1. OT), C. von Hauff (2. KT), S. Lehmann (3. KT), H.-P. Kuhlmann (3.OT), A. Honisch (1. KT), M. Deuer (2. IMT), Y. Solodovnichenko (1. IMT), D. Rogic (3. IMT), A. Jooß, K. Fuß, BM Nußbaum

Schiedsrichternormen
Nicht nur die Spieler kämpfen um Preise und Normen. Normen gibt es auch für Schiedsrichter. Und ähnlich wie beim IM- oder GM-Titel benötigen auch die Schiedsrichter mehrere Normen, bis sie den angestrebten Titel erreichen können. Dr. Stephan Martens erarbeitet sich eine Norm zum Titel eines International Arbiter, ist also auf dem Weg zum "Schiedsrichter-GM"

Klaus Fuß erzielt eine Norm zum Titel eines FIDE Arbiter, dem Pendant zur IM-Titel im Schiedsrichterbereich

Dank
Bedanken möchten wir uns bei Alexander Rüger von den SF Pfullingen und SF Lichtenstein für die Organisation der begleitenden Turniere und der hervorragenden Pressearbeit vor Ort wie dem Interview mit der GEA und dem SWR Radio Tübingen.
Darüber hinaus bedanken wir uns bei der Firma Millennium, die uns elektronische Bretter für die Liveübertragung der Partien des Meisterturniers zur Verfügung stellt und bei Bernd Hähnle, der für die technische Umsetzung der Übertragung verantwortlich zeichnet.
Ein besonderer Dank geht an die Gemeinde Lichtenstein. Insbesondere an die beiden Hausmeister Stoll und Ruiz Kelemen, die abwechselnd den reibungslosen Ablauf des Festivals jederzeit unterstützten und natürlich an Bürgermeister Peter Nußbaum, der nicht nur die Schirmherrschaft für das Festival übernahm, nahezu täglich bei den Turnieren vorbei schaute, auch für technische Unterstützung bei der Liveübertragung sorgte, als aktiver Schachspieler gegen Jugendliche im Simultan antrat, auf der Abschlussveranstaltung sprach und bei den Siegerehrungen unterstützte. Ein herzliches DANKSCHEE für die vielfältige Unterstützung!

Lichtensteins Bürgermeister Peter Nußbaum spricht auf der Siegerehrung