86. Deutsche Schachmeisterschaft 2015 in Saarbrücken

Veröffentlicht am: 15.12.2015 von Claus Seyfried in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Jens Hirneise und Enis Zuferi erfolgreich bei der DEM 2015.


Foto: Bernd Vökler                     Jens Hirneise


Am Wochenende ging die Deutsche Einzelmeisterschaft zu Ende, und wie schon 2013 an genau demselben Ort in der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken hat wieder der »alte Mann« gewonnen! Ja, Klaus Bischoff wird uns sicher erlauben ihn so zu nennen, weil er sich sehr gerne und häufig über sein Alter beklagt und sich selbst so nennt. Dabei ist er gerade mal knapp über die Fünfzig, also gar kein Alter!

Und wieder war es - genau wie 2013 - ein Schwarzsieg gegen einen Favoriten. Damals Fridman in der frühen Turnierphase, und dieses Mal Jung-GM Alexander Donchenko spannender Weise in der letzten Runde!

Aber das ist nicht unser Thema hier, lasst uns über Jens und Enis reden, die Abgesandten des Schachverbandes Württemberg!

Jens Hirneise ist ganz knapp an einer IM-Norm vorbeigeschrammt. Er konnte unter anderem IM Herbert Bastian und FM Johannes Dorst besiegen, geriet in seiner Partie gegen GM Daniel Fridman nie in Verlustgefahr und erreichte am Ende starke fünf Punkte!

Auch Enis Zuferi darf mit seinen vier Punkten sehr zufrieden sein. Und Enis zeigt, wie man seine Spielstärke schnell steigern kann:  indem man seine eigenen Partien genau analysiert. Schon am Sonntagabend hatte er diesen ausführlichen und sehr lesenswerten Bericht auf seiner Heilbronner Vereinsseite eingestellt.

Einen herzlichen Glückwunsch an Beide!

Und für alle, die diesen beiden nacheifern möchten, sei hier noch erklärt wie man eigentlich dazu kommt an so einer Deutschen Meisterschaft teilnehmen zu dürfen. Bei Jens Hirneise ist es ganz einfach. In der »Hall of Fame« der Württembergischen Einzelmeister findet man sein Portrait schon in den Jahren 2008 und 2010, und 2014 in Grunbach wurde er hinter Andreas Reuß Vizemeister. Da Württemberg zu den vier mitgliederstärksten Verbänden zählt und daher zwei Teilnehmer zur Deutschen Einzelmeisterschaft entsenden darf, war er damit sicher für die DEM 2015 qualifiziert.

Super interessant ist dagegen, was bei Enis Zuferi passierte. Er sollte ursprünglich in Grunbach im Kandidatenturnier spielen. Aber dann brauchte Turnierleiter Manfred Lube einen Spieler aus dem Kandidatenturnier um das Meisterturnier gradzahlig zu machen. Zunächst wurde ein anderer Teilnehmer gefragt, der aber absagte! Als Zweiter war Enis Zuferi dran, der diese Chance am Schopfe packte.

Im Turnier legte er los wie die Feuerwehr, besiegte Kabisch und Latzke, hatte nach drei Runden drei Punkte und am Ende stand der dritte Platz. Da Andreas Reuß, der zu früheren Zeiten schon drei Mal dabei war, auf seine Teilnahme an der DEM verzichtete, fiel der zweite Startplatz an Enis Zuferi. Ich finde das ist tolles Beispiel dafür, wie manchmal auch der Zufall eine Schachkarriere befördern kann. Und dass es sich sehr lohnen kann gebotene Chancen auch zu nutzen.


17.12.2015   Notiz in der Lokalausgabe Rems-Murr der Stuttgarter Zeitungsgruppe

Am 12.12.2015 hat das Saarländische Fernsehen 74 Sekunden seiner Nachrichtensendung »Aktuell berichtet« der Schachmeisterschaft gewidmet. Wessen Computer 12 MB online verkraftet, mag gerne diesen Link ausprobieren:

12.12.2015   74 Sekunden aus »Aktuell berichtet«


Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit




Jens Hirneise heute an Tisch 3 gegen Top Seed Daniel Fridman!

Enis Zuferi und Jens Hirneise berichten von der 86. Deutsche Schachmeisterschaft in der Hermann-Neuberger-Sportschule Saarbrücken.


Foto: Mario Ziegler                     Enis Zuferi


Hier zeigen wir die Nachrichten, die wir von unseren württembergischen Vertretern Jens Hirneise und Enis Zuferi aus dem Saarland erhalten.

Nach nun schon drei Siegen in den ersten fünf Runden darf Jens Hirneise heute an Tisch 3 Platz nehmen. Dort spielt er ab 14:00 Uhr mit Weiß gegen den ratingbesten Teilnehmer GM Daniel Fridman (ELO 2619).

Wir wünschen viel Erfolg!


Update:
Ein guter Tag für die Württemberger! Jens Hirneise geriet in seiner Partie gegen Fridman niemals ernsthaft in Gefahr und erreichte ein verdientes Remis und Enis Zuferi gewann.




Erster Sieg für Jens Hirneise in Runde 2.


Zu Runde 2 (Freitag, 04.12.2015) von Jens Hirneise:

Guten Abend Claus, guten Abend liebe Schachfreunde,
in der heutigen 2. Runde hatte Enis gute Chancen gegen den Youngster Keymer, nach der Eröffnung konnte er Ausgleich erzielen, im Endspiel geriet Enis leider etwas unter Druck und musste sich dann geschlagen geben. Es war in der gemeinsamen Analyse schwer, den schnellen Gedankengängen der beiden zu folgen, Bundestrainer Bernd Vökler und ich mussten ein paar mal nachhaken, was es mit gewissen Zügen auf sich hatte.

Nach dem gestrigen 6-Stunden-Auftakt gegen GM Stern, gegen den ich einige gute Chancen zum Ausgleich liegen ließ (wie z.B. 35...Sh3!), gelang mir heute gegen Dieter Riegler vom Deutschen Blindenschachbund ein schöner Angriff mit ungleichfarbigen Läufern. Nach unseren ersten beiden Begegnungen, die bislang mit einer Niederlage und Remis für mich endeten, konnte ich dieses Mal in einer bekannten Richter-Rauser-Variante den schwarzen König unter Druck setzen, und zunächst einen Läufer und einen Zug später meine Dame opfern.

Nach 28.Tgd3! fliegt die Stellung zusammen, da Weiß Dxc5 droht. Es folgte noch 28...Dh6 29.Dxc5 mit Aufgabe (da 29...Lxc5 an 30.Td8+ Ke7 31.T1d7# scheitert).

Wir sind gespannt darauf, was die morgige 3. Runde für Württemberg an Punkten einbringen wird.

Mit schachlichen Grüßen
Jens



2. Runde am 04.12.2015.   FM Jens Hirneise vs. Dieter Riegler.   Der schwarze König ist übel eingeklemmt. Nach 28.Tg3 - d3 droht Dxc5. Schwarz wird matt oder Weiß gewinnt den Tb6.



1. Runde am 03.12.2015.   GM René Stern vs. FM Jens Hirneise.   Hier verpasste Schwarz mit 35...Sh3! einen hübschen Zug mit besten Remischancen gegen den Berliner Großmeister.



Zu Runde 2 (Freitag, 04.12.2015) von Enis Zuferi:

Jens hatte wie gewohnt seine Vorbereitung vergessen. Das machte aber nichts, da er eine Stellung erreichte, die er mit beiden Farben gut kennt. So hatte Jens die richtigen Ideen parat und konnte seinen Gegner schlussendlich besiegen. Dafür darf er sich morgen mit Schwarz wieder gegen einen Elo-Favoriten beweisen.

Bei mir ging die Vorbereitung voll auf. Von der Eröffnung ging es direkt ins Endspiel, in dem ich mich trotz Minusbauer leicht im Vorteil sah. Wenige Züge vor der Zeitkontrolle wartete der kritische Moment der Partie. Ich verbrauchte viel zu viel Zeit und sah nicht, wie ich einen fast gewinnbringenden Vorteil hätte erzielen können. Stattdessen spielte ich zwei ungenaue Züge hintereinander und stand plötzlich auf Verlust. Schade, aber dafür kann ich morgen mit Weiß einen ganzen Punkt als Ziel nehmen.

Grüße,
Enis





Die erste Runde der 86. Deutsche Schachmeisterschaft wurde am Donnerstag, dem 3.12. um 14:00 Uhr in der Hermann-Neuberger-Sportschule gestartet.


Am Donnerstagmorgen hatte Öffentlichkeitsreferent Claus Seyfried die folgende Nachricht an unsere württembergischen Vertreter Jens Hirneise und Enis Zuferi gesendet:

Hallo Enis,
hallo Jens,

der SVW wünscht Euch viel Erfolg bei der 86. Deutschen Schachmeisterschaft in Saarbrücken. Die erste Runde wurde ja gestern Abend schon ausgelost! Wenn einer von Euch beiden, oder gerne auch beide, Lust hat während oder nach dem Turnier etwas aus Saarbrücken zu berichten, oder eine besonders gelungene Partie vorzustellen, so würden wir das gerne auf der SVW-Seite veröffentlichen!

Schöne Grüße und nochmals viel Erfolg, Claus Seyfried


Ohne dass das zu erwarten war, hat Enis Zuferi bereits am Abend des ersten Spieltages von seinem Smartphone aus wie folgt geantwortet:

Zu Runde 1 (Donnerstag, 03.12.2015) von Enis Zuferi:

Hallo Claus,
Jens hatte es mit dem Schwergewicht GM René Stern zu tun. Lange hielt er sich wacker, trotz anders lautender Engine-Bewertung, an die ich nicht glaube, weil die Maschine Weiß im Königsinder generell bevorzugt. Mit einer Kraftleistung erreichte er ein haltbares Endspiel. Nach der Zeitkontrolle griff er bei knapp werdender Zeit fehl und konnte den weißen Freibauern nicht mehr aufhalten. Mit Weiß darf Jens gegen einen schwächeren Gegner aufholen. Auch bei mir sah die Engine Weiß im Vorteil, glücklicherweise durfte ich mit Weiß gegen IM Dr. Erik Zude spielen. Er wählte eine zweifelhafte Abwicklung und danach war es ein Spiel auf ein Tor mit Blockadespringer auf d4 gegen Isolani und schlechtem Läufer auf d7 + Schwerfiguren. So richtig fand ich aber keinen Durchbruch und tauschte weiter ab, bis Schwarz eine kaum zu brechende Stellung hatte. Ein Remis ist aber in Ordnung. Morgen wartet das Talent Vincent Keymer auf mich.
Grüße,
Enis


So nah waren wir bei unseren Spielern noch nie dabei. Aber wir erwarten keineswegs, dass das nun so weiter geht. Denn sie sollen sich vor allem auf ihr Spiel konzentrieren, und dabei wollen wir möglichst wenig stören. Wenn sie dennoch Zeit und Muße für die eine oder andere weitere Nachricht finden, so freut uns das natürlich!

Viel Erfolg den Beiden am Freitag!


Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


Foto:   Mario Ziegler
1. Runde am 03.12.2015.   Enis Zuferi vs. IM Dr. Erik Zude.


Foto:   Mario Ziegler

1. Runde am 03.12.2015.   Enis Zuferi vs. IM Dr. Erik Zude, von dem man hier nur das hessische Wappen auf dem Namensschild sieht. Im Hintergrund erkennt man ganz hinten DSB-Präsident IM Herbert Bastian und in der Mitte mit den langen Haaren FM Wilfried Bode, der dieses Mal selbst mitspielt. Sonst betreut er immer den Vertreter des Blindenschachbundes. Oh, im Winter trägt er Schuhe!