Fast wie in der Politik: die 100-Tage-Bilanz nach dem Verbandstag

Veröffentlicht am: 27.09.2021 von Karlheinz Vogel in: SVW aktuell Drucken

Um sich als Team überhaupt kennen zu lernen. bzw. besser zusammen zu wachsen, ist für den 3.-5. Dezember ein Führungsseminar in Ruit geplant.
Nun kommen die einzelnen Referate zu Wort. Falls jemand Rückmeldungen aus dem einen oder anderen Bereich vermisst: Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es da nichts Berichtenswertes gibt. Nun ab in die Details:

Andreas Warsitz, unser Wertungsreferent, meinte dass es in 2021 bis zum 01. Juni in Württemberg keine gewerteten Turniere gab. Bis vor ein paar Tagen waren es schon mehr als 30. Der Präsenzspielbetrieb nimmt also langsam wieder Fahrt auf.

Nicht ohne Stolz verweist Konrad Müller, dass ungefähr ein Drittel der Auswertungen auf das Konto Breitenschach gehen, davon alleine fünf Auswertungen mit WJP- und WAM-Turnieren. Das hervorstechendste Merkmal, war die Freude der Kinder und Jugendlichen endlich wieder am Brett spielen zu können. Nachdem er sich bei seinen vielen Helfern bedankte hatte, drückte Konrad seine Sorge in Bezug auf die Mitgliederentwicklung aus: einerseits schrumpfen coronabedingt die Mitgliederanteile in den Klassen U8, U10, U12, … d.h. genau in jenen Bereichen, die in normalen Zeiten deutlichen Zuwachs erzielen. Andererseits tragen die geburtenstarken Jahrgänge die Hauptlast der ehrenamtlichen Arbeit in den Vereinen, was sich zukünftig als strukturell problematisch erweisen dürfte.
Zuvor war Online-Training das bestimmende Thema im Jugendbereich: da gibt es das Stützpunkttraining, das Konrad mit zum Teil mehr als 100 Teilnehmern federführend betreut. Parallel dazu gibt es ein gemeinsames Baden-Württembergisches COOP-Training, das ideal für kleine Vereine ist, die keine eigenen Online-Aktivitäten anbieten können.

Aus der WSJ gibt es eine kurze Rückmeldung, dass momentan alles rund läuft und die Lockdown Phase gut überstanden wurde. Vor lauter, was die Schachjugend alles machen will, um im nächsten Jahr richtig durchzustarten, unterschlägt Philipp Soos, dass sie in diesem Jahr vom 09. - 11. Juli an drei Standorten gleichzeitig die Jugendeinzelmeisterschaften in Präsenz ausspielten.

Bevor es weiter geht zwei Zitate: „Prognosen sind äußerst schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“ (je nach Kontext ist Mark Twain, Winston Churchill oder Kurt Tucholsky der Verfasser) und „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie.“ (Albert Einstein). D.h. wir wissen zwar nicht, was die Zukunft bringen wird, aber wenn wir stur auf dem beharren, weil wir es schon immer so gemacht haben, werden wir es auch nicht heraus finden. Nach dieser Vorrede kann es nur mit dem kontroversesten aller Themen, dem Onlineschach, weiter gehen:
Zuerst gab es die Württembergische Mannschaftsblitzmeisterschaft als Online-Turnier. Die Austragung über die Plattform von Chessbase musste wegen technischer Probleme abgebrochen, konnte nach Tests mit der Kelheimer Erweiterung für Mannschaftsturniere im Schweizer System auf Lichess erfolgreich wiederholt werden. Relativ laut wurden die Betrugsvorwürfe bei der Baden-Württembergischen Schnellschachmeisterschaft – aber mit 3,5 aus 5 nach 5 von 9 Runden bei der Deutschen, hat sich Xiang-Tobias Peng in Lübeck definitiv ohne externe Unterstützung von Rang 40 auf Platz 7 am Ende des ersten Tags nach vorne gespielt. Leider kam für ihn am zweiten Tag nur noch ein Punkt hinzu. Trotzdem blieb er nach Wertung bester Württemberger, verbesserte sich um 15 Plätze und kann fast 37 Wertungspunkte in seinem Reisegepäck verstauen. Um die aktuellen Ergebnisse der Schnellschachmeisterschaft zu vervollständigen: bei den Frauen konnte Simona Gheng ihren sechsten Startlistenplatz verteidigen.

Unser Online Beauftragter Bernd Hähnle wünscht sich, dass Kritik zukünftig konstruktiv in die Gremienarbeit eingebracht wird, ohne überall Betrug und Verschwörung zu vermuten. Eigentlich ist es ein alter Hut, dass junge Spieler oft unterbewertet sind – und das gilt halt auch Online. Ein Frustabbau über große Mailverteiler oder in Internetforen zerstört mittel- bis langfristig das Ehrenamt und damit unseren Schachverband, der Heimat einer mehrheitlich harmoniebedürftigen Gemeinschaft.

Thomas Wiedmann übernahm kommissarisch das Amt des Verbandsspielleiters. Das ist wie beim Auto fahren: formal benötigt man einen Führerschein, aber das Thomas auch ohne voll gültige „Lizenz“ fahren kann, sieht man an diesen Eckwerten an: 09.09. kommissarischer Verbandsspielleiter, 12.09 Schiedsrichtertag, 13.09. erste Spielausschusssitzung unter seiner Leitung – u.a. ging es um das unvermeidliche Hygienekonzept sowie um die Schnellschachmeisterschaft. Am 19.09. startete die Oberliga. Kurzum: auch wenn man es nicht weiß, kann man drauf kommen: für den Thomas ist das nichts Neues.

Weiter geht es mit drei Beispielen zum operativen Tagesgeschäft in den Bezirken:
a) Die meiste Zeit und der meiste Aufwand wurde in die Vorbereitung des Spielbetriebs gesteckt. Die Vereine mussten klären, wer unter welchen Bedingungen spielen kann und möchte, welcher Spiellokale noch und unter welchen Voraussetzungen genutzt werden können. Einige Mannschaften wurden zurückgezogen, Spielgemeinschaften gebildet, Spielpläne erstellt und korrigiert, weil sich immer wieder Änderungen ergeben haben. Das Seniorenturnier wurde als erstes realisiert, die Einzelmeisterschaften wurden leider endgültig abgesagt. Das gilt auch für die Jugendmeisterschaften, für die Teilnehmerzahl unklar ist und dennoch geeignete Räume gefunden werden müssen. Der Trainingsstützpunkt ist wieder gestartet, wenn auch in kleinerem Rahmen also zuvor.
b) Der Spielbetrieb wird am Wochenende um den 03. Oktober wieder anlaufen. Bereits am 17.09. konnte das Kreisblitzturnier als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden. Über weitere Turniere ist noch nicht entschieden worden.
c) Meine ersten 100 Tage als Bezirksleiter waren vor allem davon geprägt, dass ich dem Vorstand und den Organen des Bezirks, wie z.B dem Spielausschuss, wieder neues Leben eingehaucht habe. Als Erfolg werte ich auch, dass wir wieder alle vakanten Vorstandsposten mit qualifizierten Schachfreunden besetzen konnten. Viel Zeitaufwand entfiel auf Pandemie-Themen, glücklicherweise konnten wir uns mittels Online-Konferenzen zeitnah über Probleme austauschen. Dies ist zumindest ein Trostpflaster in diesen schweren Zeiten: Wir alle haben Medienkompetenz aufgebaut und das in Rekordzeit.
d) Die Ligen sind teilweise etwas dünner, einige wenige Vereine/Mannschaften mussten zurückziehen. Der Start war jedenfalls erfolgreich.
Fazit: Der „Offline-Spielbetrieb“ ist wieder angelaufen. Dabei gibt es künftig alle drei Konstellationen in den Bezirken: nur 6er-, nur 8er-Mannschaften wie auch gemischt, sprich 8er-Mannschaften in den oberen Ligen und 6er-Mannschaften darunter.

Die neue Fassung der WTO, die auf dem Verbandstag verabschiedet wurde, wertet das Schiedsrichterwesen deutlich auf. Dementsprechend starteten unsere Schiris, allen voran Amaru Juscamayta neben ihrem Schiedsrichtertag mit einer Ausbildungsoffensive. Deshalb: Nutzt die Angebote schon jetzt, bevor die Termine knapp werden!

Julian Maisch, unser neuer Beauftragter für Leistungssport war als Trainer bei den Deutschen Jugendmeisterschaften dabei und hat während seiner Orientierungsphase schon einen tollen Film vom WSF auf unserer YouTube-Kanal eingestellt.

Neben ambitionierten Projekten – mit für Außenstehende nicht nachvollziehbaren Abkürzungen – stehen bei Marco Prillwitz im IT-Referat auch für Laien unmittelbar verständliche Aktivitäten wie die Neugestaltung der Webseite, Mitgliederverwaltung, Ergebnisdienst, Neuvergabe von DeWIS / Mivis durch den DSB an. Auch wenn beide Systeme nicht allen geläufig sein sollten, deren Inhalte sind unmittelbar verständlich: da geht es um das Wertungssystem sowie die Mitgliederverwaltung, die seinerzeit Holger Schröck entwickelt hatte. Der DSB holt gerade neue Angebote ein und will über die Vergabe am 09. Oktober in Magdeburg entscheiden. Drücken wir Marco die Daumen, dass er den Auftrag wieder ins Ländle holt.

Deutlich profaner geht es da bei der Mitgliederverwaltung zu: Holger Namyslo meinte, dass er so weitermacht, wie in den letzten Jahren. Zusammen mit Werner Dangelmayer ist er Ansprechpartner für alle Vereine und Bezirke. Diese Anfragen sind coronabedingt eher gestiegen als gesunken, so dass er mit seinem Nebenjob als Bezirksspielleiter auf ein bis zwei Stunden „Schacharbeit“ je Tag kommt – ohne eine Figur anzufassen.

Im Referat Problemschach wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Wettbewerbe sind frei für alle, speziell der aktuelle Aufruf Aufgaben einzureichen, richtet sich eher an Partiespieler, denn an „Problemisten“. Deshalb freut sich Wolfgang Erben über zwei Aufgaben, die bereits eingegangen sind sowie über den den neuen Menüpunkt Wettbewerb auf der Homepage. Voraussichtlich im Oktober (ggf. auch Dezember) ist ein entsprechender Wettbewerb für Problemisten in der Schwalbe vorgesehen. Insbesondere sei darauf hingewiesen, dass die erste Ausgabe der „Schwalbe-Blätter“, als deutschlandweiter Nachfolger des Württemberger „Problemschach für Tiger“, in den nächsten Tagen erscheinen wird.

Im Juni konnte mit Thomas Müller auch die vakante Position des Seniorenreferenten besetzt werden. Im Mai war er noch zweiter Vorsitzender der Schachjugend. Um seine Klientel musste er sich keine Sorgen machen: die wollten spielen. Zuerst in Magdeburg die Einzelmeisterschaft, dann die Ländermeisterschaft in Ingolstadt. Unterteilt in die Altersgruppen Ü50 und Ü65 sprangen ein dritter und ein fünfter Platz heraus.

Pressetechnisch bin ich auf Eure Hilfe angewiesen, d.h., wenn Ihr spannende, lustige oder sonst wie interessante Aktionen bei Euch im Verein oder in Eurer Gegend am Laufen habt, lasst es mich wissen. Sonst kann ich nicht darüber berichten. Neben den offensichtlichen Beiträgen auf der Hauptseite, war unsere Außendarstellung – wie z.B. unser Eintrag bei Wikipedia – zu aktualisieren. Seit dem Augustheft erscheinen auch wieder Berichte über Schach in „Sport in BW“.

Und bevor es heißt, die 100-Tage-Bilanz hat doch der Präsident nur deswegen angeleiert, damit er mit der Mannschaftsmeisterschaft in Schorndorf und dem Schachfestival in „seinem“ Murrhardt glänzen kann: diese Turniere hat er noch als Verbandsspielleiter und für den Mai geplant. Erst Corona hat den ursprüngliche Termin in den August verschoben.

Das Schlusswort geht an Armin Winkler, unseren ehemaligen Präsidenten:
„Als Ehrenpräsident gehöre ich zwar dem Präsidium an, habe mich aber bewusst dazu entschieden, an den Sitzungen dieses Gremiums nicht teilzunehmen. Das aktuell gewählte Präsidium macht die ganze Arbeit und trägt die Verantwortung. Sollten sich Fragen aus meiner Amtszeit ergeben oder Unterlagen benötigt werden, so helfe ich gerne weiter. An den Sitzungen des Erweiterten Präsidiums habe ich immer teilgenommen, um auch über das Schachgeschehen im Verband auf dem Laufenden zu bleiben. Nur eine Ehrung im August habe ich in der Zeit nach dem Verbandstag vorgenommen.
Dem Präsidium und allen Referent*innen wünsche ich auch für die Zukunft ein gutes Gelingen und viel Erfolg für den Schachverband Württemberg.“
Kurzum, auch hier wird offensichtlich: Armin steht bereit zu helfen, ohne sich aufzudrängen, weil auch ihm „sein“ Verband nach wie vor am Herzen liegt. Danke!