Dr. Gschnitzer vor Jens Hirneise und Jonas Rosner in Bad Wimpfen

Veröffentlicht am: 10.07.2019 von Claus Seyfried in: Spielbetrieb » Schnellschachmeisterschaft Drucken

Erstmals als Baden-Württembergisches Turnier wurden die Schnellschachmeisterschaften in Bad Wimpfen ausgetragen. Zuvor schon waren Gastspieler aus dem Nachbarverband erlaubt. Obwohl zumindest für die nordbadischen Spieler gut gelegen (Eppingen zum Beispiel ist ja fast schon ums Eck), war das Zahlenverhältnis an der Spitze etwa 7:3 für Württemberg, nach unten hin noch deutlicher.

Von der Stärke her war es ein sehr ansehnliches Feld. Die württembergischen (Amateur-)Spitzenspieler waren zahlreich vertreten, ganz im Gegensatz etwa zu Turnieren wie der Stuttgarter Stadtmeisterschaft. Dafür gab es auch zahlreiche Sieganwärter; mindestens fünfzehn oder zwanzig Spieler sollten eine Chance haben. Großmeister - es sind ja in den beiden Landesverbänden inzwischen recht viele gemeldet - waren keine dabei, nur eine Großmeisterin, die frühere Nationalspielerin Jessica Schmidt (Nill). Man sollte auf Turnierveranstalterseite einmal darüber nachdenken, ob man mit der Einladung osteuropäischer Preisgeldjäger Turniere vielleicht nicht attraktiver, sondern im Gegensatz eher unattraktiver gestaltet, weil man den Lokalkoryphäen damit von vornherein alle Hoffnungen raubt.

An Nr. 1 gesetzt war der in Stuttgart arbeitende, aber für das badische Ettlingen spielende Jonas Rosner, der noch vor zwei Wochen in Künzelsau nach Belieben dominierte, hier aber nach einer Niederlage in Runde Drei schon nicht mehr um den Sieg mitspielte. Nach vier Runden waren einzig die ehemaligen Ditzinger Mannschaftskameraden Ortmann und Beyer noch verlustpunktfrei. Ansonsten änderte sich die Lage an der Spitze, wie bei dem ausgeglichenen Feld nicht anders zu erwarten, fast mit jeder Runde; Hoffnungen keimten auf und verstoben umgehend wieder.

Für mich eher unauffällig schob sich Gschnitzer „senior“ an die Spitze (sein Sohn, ebenfalls IM, ist inzwischen eigentlich der Stärkere). Das Endspiel gegen Jens Hirneise (neuerdings wieder Rommelshausen) fiel dann ins Wasser: beide einigten sich zur Sicherung von Qualifikation und Preisgeld umgehend auf Remis. Dramatisch war es dann bei der Entscheidungspartie um den zweiten württembergischen Qualifikationsplatz zwischen dem Überraschungsmann Marc Schallner (der junge Kornwestheimer, an Nr. 46 gesetzt, hatte zwischenzeitlich 6 aus 7!) und Nikolas Pogan: In der letzten laufenden Partie des Turniers wollte es im notorischen Endspiel Turm und Bauer gegen Turm mit dem Brückenbau nicht so recht klappen, bis der Klappenfall die Frage löste: Qualifikation für den Heilbronner Pogan; den zweiten badischen Qualifikationsplatz schaffte im Endspurt noch Rosner.

Vielfache lokale Turniersieger und Württembergische Meister wie Gheng, Bräuning oder Kabisch landeten tief im Mittelfeld, was die Stärke des Feldes veranschaulicht. Bei den Frauen setzte sich Simona Gheng (Deizisau) durch, die ein sehr starkes Turnier spielte und überraschend vor den Titelträgerinnen aus Baden landete. Hier besteht freilich noch etwas Nachholbedarf betreffs der Beteiligung aus Württemberg; immerhin wurde hier auch ein Qualiplatz für die „Deutsche“ ausgespielt, und die nächstbeste „Konkurrentin“ kam auf magere 2½ Punkte. Dank des Modus mit Inkrement - 15 Minuten plus fünf Sekunden pro Zug - gab es soweit keinen Streitfall.

Einzig klären sollte man die Frage, wie man mit Endspielen wie Turm gegen Läufer verfährt: dank Inkrement braucht ja hier niemand mehr auf Zeit zu verlieren; allerdings werden so auch mal locker 100 (zusätzliche) Züge gespielt, was dann eine zusätzliche Viertelstunde dauert. Die Spielbedingungen samt Organisation und Verpflegung waren so weit sehr gut, mit einem kleinen Abstrich bei den Tischen, die unter dem mitunter nervösen Einsatz von vier nicht selten schwergewichtigen Akteuren doch ganz schön ins Vibrieren gerieten.

Harald Keilhack

Fortschrittstabelle: Stand nach der 9. Runde


v.l.n.r.: Fedor Dushatskiy, Jonas Rosner, Dr. Oswald Gschnitzer, Jens Hirneise, Simona Gheng, Tobias Kölle.


Die sechs Pokale noch ohne ihre späteren Besitzer.


Fritz Gatzke und Martin Zebandt. Im Hintergrund Walter Pungartnik.


Werner Dangelmayer.


Essen gab's auch.