Württembergische Pokaleinzelmeisterschaft (Dähne-Pokal) 2014

Veröffentlicht am: 11.12.2014 von Holger Schröck in: Spielbetrieb » Dähnepokal Drucken

Das Finale des Dähne-Pokals 2014 wurde am 05.12.2014 zwischen Claus Seyfried (Stuttgarter SF 1879) und Thomas Klaiß (SF Dornstetten-Pfalzgrafenweiler) in Herzogsweiler ausgetragen.



Seyfried hat, wie schon 2010, die Finalpartie gewonnen. Beide Finalteilnehmer nehmen am Dähne-Pokal auf Bundesebene teil, der vom 04. - 06.06.2015 zusammen mit dem Finale der Deutschen-Schach-Amateurmeisterschaft in Wiesbaden-Niedernhausen stattfindet. Der Schachverband Württemberg wünscht seinen beiden Vertretern viel Erfolg für die Endrunde!



Finale

Weiß-SchwarzErg.
Claus Seyfried - Thomas Klaiß 1 : 0

3. Runde

Weiß-SchwarzErg.
Thomas Hartmann - Thomas Klaiß 0 : 1
Dominik Klaus - Claus Seyfried 0 : 1

2. Runde

Weiß-SchwarzErg.
Daniel Klaus - Thomas Klaiß 0 : 1
Stefan Jantos - Thomas Hartmann 0 : 1
Claus Seyfried - Jürgen Rutz ½ : ½ (2:1)
Dominik Klaus - Holger Namyslo ½ : ½ (2:1)

1. Runde

Weiß-SchwarzErg.
Thomas Klaiß (SF Dornstetten-Pfalzgrafenweiler) - Patrick Wenninger (Heilbronner SV) 1 : 0
Daniel Klaus (SC Feuerbach) - Andreas Severin (SV Reutlingen) ½ : ½ (2 : 1)
Thomas Hartmann (Weiße Dame Ulm) - Thomas Böhmler (SV Weil der Stadt) 1 : 0
Thomas Kromer (SF Riedlingen) - Stefan Jantos (SF Oeffingen) 0 : 1
Tim Bentsche (SV Nürtingen) - Jürgen Rutz (SV Winterlingen) 0 : 1
Enis Zuferi (Heilbronner SV) - Claus Seyfried (Stuttgarter SF) 0 : 1
Holger Namyslo (TG Biberach) - Hans-Peter Grandel (SK Sontheim/Brenz) 1 : 0
Thomas Häußler (SV Giengen) - Dominik Klaus (SSG Fils-Lauter) - : +


Thomas Hartmann
Mitglied des SVW-Spielausschusses und verantwortlicher Turnierleiter für den Einzel-Pokal



Nachtrag


Wir haben die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Sieger der Finalpartie genutzt. Hier einige Fragen und Antworten, die mancher vielleicht interessant findet, andere dagegen nicht. Letztere sollten dann spätestens hier aufhören zu lesen!


SVW:

Hallo Claus, nach 2010 hast Du nun zum zweiten Mal den Dähne-Pokal in Württemberg gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

CS:

Besten Dank.

SVW:

Wie ist das Turnier für Dich persönlich verlaufen?

CS:

Ich freue mich natürlich sehr, dass ich gewonnen habe. Schachlich kann ich aber nur mit der Partie gegen den nominell stärksten Gegner Enis Zuferi aus der ersten Runde zufrieden sein. In seinen Partien bei der WEM 2014 habe ich gesehen, dass Enis die Eröffnung sehr taff und anspruchsvoll zu spielen pflegt. Das eröffnet mir mit den schwarzen Steinen dann aber auch entsprechende Konterchancen. In Runde 1 ist mir eine perfekte Partie gelungen, und bei Enis sehe ich nur einen einzigen Fehler. Aber das hat interessanter Weise schon gereicht.

In den Partien gegen Jürgen Rutz aus Winterlingen (oh je, ist das weit weg) und Dominik Klaus von der SG Fils-Lauter habe ich jeweils an einer Stelle taktisch versagt und so den sofortigen Sieg verpasst.

Unzählbar aber sind meine Fehler in der Finalpartie, in der Houdini nach meinem 48-ten Zug sage und schreibe -11 anzeigt. Stattdessen hätte es einen anderen gegeben mit "nur" -3. Allerdings waren wir mit dem 50-ten Zug von Weiß zurück bei -1.5 und ab dem 50-ten von Schwarz sogar bei 0.00, was ich während der Partie zwar gehofft, aber nicht wirklich geglaubt hatte. Das zeigt wie schwach Patzer unserer Preisklasse bei der Stellungsbeurteilung manchmal sein können.

SVW:

Was war das Problem ab Runde 2?

CS:

Offenbar neige ich gelegentlich zu unkonzentriertem und leichtfertigem Spiel. Außerdem habe ich erfahren müssen, dass Spieler wie Jürgen Rutz oder Thomas Klaiß zwar weit davon entfernt sind, die Eröffnung nach der letzten Mode zu spielen. Dennoch sind sie enorm starke Spieler, und ich finde sie mit ihren DWZ von 19xx ziemlich unterbewertet. In der Partie gegen Thomas Klaiß kam es zu zwei gegenseitigen Remisangeboten, das erste von mir, die beide abgelehnt wurden. Nach einem weiteren Fehler hat er mich dann total überspielt. Dass ich da als Sieger rausging, war einfach unglaubliches Massel.

SVW:

Du warst dieses Jahr nicht bei der Württembergischen Einzelmeisterschaft dabei, obwohl Du das vor einem Jahr in diesem Beitrag großartig angekündigt hattest. Warum denn das?

CS:

Tja, ich hatte mich zu sehr nach garantiertem Sonnenschein und Sandstrand gesehnt und es daher vorgezogen im August beim Open in Porto San Giorgio an der Adria zu spielen. Hätte ich von dort noch rechtzeitig nach Grunbach kommen wollen, so hätte ich das Turnier nach sieben von neun Runden abbrechen müssen. Das war mir Grunbach nicht wert, sorry. In diesem Fotoalbum kann man meine Suite zu weniger als 55 € am Tag bewundern.

SVW:

Aber hast Du denn die WEM wenigstens beobachtet?

CS:

Ja natürlich. Und am meisten gefallen mir solche Geschichten wie sie mit meinem Gegner aus Runde 1 passiert sind. Enis Zuferi wollte ja eigentlich nur im Kandidatenturnier mitspielen. Dann wurde er - nach Thomas Heining - als Zweiter angesprochen ins Meisterturnier aufzurücken um dieses gradzahlig zu machen. Er begann mit Siegen gegen Kabisch und Latzke, holte 3 Punkte aus den ersten 3 Partien und wurde am Ende Dritter.

Wenn der Turniersieger Andreas Reuß wieder verzichten sollte, wie es schon 2012 zu meinen Gunsten geschah, so würde Enis Ende 2015 bei der 86. Deutschen Schachmeisterschaft dabei sein! Ein sympathischer Typ, der sich auch mit vielen Berichterstattungen für seinen Verein enorm einsetzt. Doch natürlich hoffe ich, dass mein Vereinskollege Andreas Reuß sich entschließt mal wieder bei einer „Deutschen“ zu zeigen, was er kann.

SVW:

Wie sind Deine Erwartungen für den Dähne-Pokal auf Bundesebene?

CS:

Ich möchte auf keinen Fall schon in der ersten Runde ausscheiden. 2011 habe ich ganz grausam gespielt. Auch nach dem Ausscheiden muss man dann ja noch weiterspielen und insgesamt ein Schweizer-System-Turnier mit 5 Runden spielen. Ich hatte damals in Magdeburg wirklich in jeder Runde einen halben Punkt liegen lassen.

SVW:

Wie waren Deine sonstigen Erlebnisse in Magdeburg?

CS:

Genauso grauenhaft wie das Schach. Es fing schon auf der Hinfahrt an. Mein Auto fuhr irgendwo um 5 km/h zu schnell an einem Brückenpfeiler vorbei. Die Folge war eine Geldstrafe von 10 € etliche Monate später. Hört sich nicht so schlimm an, oder?

Tatsächlich aber habe ich in der Folge wüste Briefe vom Leiter der Zulassungsstelle bekommen, der mein Auto stilllegen wollte! Und so war's wohl passiert. Da mein flottes schwarzes Pferdchen meiner Firma gehört, ermittelt das Bürgermeisteramt in Magdeburg die Adresse meiner GmbH über die Zulassungsstelle und schickt den Strafbescheid an diese Anschrift, zufällig identisch mit meiner Privatadresse. Aber der neue Briefträger ist mal wieder zu blind den Namen meiner Firma auf dem Briefkasten zu entdecken und schickt den Brief als unzustellbar zurück. Panik in Magdeburg, 10 € fehlen im Haushalt! Man bittet Stuttgart um Amtshilfe. Und die haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie jede Stuttgarter Firma in ihrem Gewerbeverzeichnis finden müssen. Tun sie aber nicht. In Google und im Handelsregister hätten sie sie sofort gefunden und im Elektronischen Bundesanzeiger sind fast 10 Kurzbilanzen veröffentlicht. Interessiert aber alles nicht, das Gewerberegister muss es sein.

Weil ich schon geahnt hatte, dass sie mir bestimmt auch ihre IHK-Heftchen verkaufen wollen, hatte ich 10 Jahre vorher auf ein Schreiben vom Gewerbeamt mal etwas unwirsch reagiert mit der Folge, dass sie meine GmbH unmittelbar nach der Gründung wieder aus ihren Daten gelöscht hatten. Selbiges hat das Finanzamt aber keineswegs daran gehindert Jahr für Jahr Kfz-Steuern zu erheben, Bilanzen nebst GuV anzufordern und Körperschaftssteuerbescheide zu erstellen. Ändert aber nichts daran, dass es meine GmbH nach Ansicht der Zulassungsstelle gar nicht gibt und folglich auch das Auto atomisiert werden muss, weil es nämlich keinen Halter hat!!!

Man sieht also, dass es extrem gefährlich und teuer (ab jetzt IHK-Beiträge!) ist durch die Gebiete der „neuen Bundesländer“ zu fahren. In Italien passiert so was nicht.

SVW:

Dann kann man ja nur hoffen, dass es nicht wieder im Osten ist!

CS:

Ja, ich hatte mich unheimlich gefreut als ich in der Ausschreibung der DPEM etwas von „Wiesbaden“ las. Dort wohnt meine jüngere Schwester und meine Familie stammt aus dem nahen Mainz, wo ich selbst bis zum Alter von 28 Jahren gelebt habe. Doch bei näherem Hinsehen entpuppte es sich leider als Niedernhausen, ein trostloses Nest irgendwo im Taunus weit weg von der mondänen Stadt Wiesbaden.

SVW:

Du kennst Dich also aus im Hessenland?

CS:

Ja klar. Vor langer Zeit war ich mal hessischer Jugendmeister und mit meinem Klub, dem TSV Schott Mainz 09, haben wir hochüberlegen die Meisterschaft in der Oberliga Hessen gewonnen und sind so in die damals viergeteilte Bundesliga aufgestiegen.

SVW:

Mainz, die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, war also bei Hessen?

CS:

Ja, alle Clubs aus Mainz und dem Hinterland bis nach Idar-Oberstein waren Mitglieder im Hessischen Schachverband. Später hat sich der Pfälzische Schachbund mit dem Rheinland verbündet und sich einfach in „Rheinland-Pfalz“ umbenannt. So waren schließlich auch die Mainzer Clubs gezwungen sich den politischen Grenzen anzupassen und mussten ihren natürlichen Nachbarn Wiesbaden gegen Worms eintauschen. Aber da hatte ich mein erstes Schachleben schon lange beendet.

SVW:

Aus Wiesbaden stammt auch Eric Lobron?

CS:

Ja, er war 14 oder 15 und ich 19 oder 20, als er sich unserem Club anschloss. Wir hatten dann noch ein oder zwei Spielzeiten im selben Team verbracht. Sein ursprünglicher Verein war die Schachgruppe im Bundeskriminalamt. In der Kantine des BKA in Wiesbaden haben wir damals auch unsere Bezirksjugendmeisterschaften ausgetragen. Heute unvorstellbar!

SVW:

Anderes Thema. Seit dem Frühjahr 2013 bist Du im Verband aktiv. Wie fühlt man sich als „Funktionär“?

CS:

Oh ja, ich weiß, dieses Wort hat in vielen Ohren einen negativen Beigeschmack. Und vielen macht es Spaß über die „blöden Funktionäre“ zu lästern. Mir gefällt es aber dennoch. Im Präsidium reden wir über alles und beraten gemeinsam. Der Führungsstil von Präsident Armin Winkler ist sehr kooperativ.

SVW:

Wird man da bezahlt?

CS:

Natürlich nicht. Deshalb heißt es auch „Ehrenamt“. Man muss es sich also leisten können! Zum Glück sind nicht alle Aufgaben so zeitintensiv wie Präsident oder Schatzmeister. Allerdings fürchte ich, dass mein Job als Öffentlichkeitsreferent auf DSB-Ebene auch in Richtung eines - unbezahlten - Halbtagsjobs gehen könnte. Aber ja, man könnte sich natürlich eine Ehrenamtspauschale auszahlen lassen. Sie beträgt - für alle Ehrenämter zusammen - maximal 720 € pro Jahr! Ich bekomme die Ehrenamtspauschale aber bereits in voller Höhe von meinem Verein. Vom Verband folglich nichts. Und die Vergütung meines Vereins spende ich komplett zurück.

SVW:

Wie bist Du dazu gekommen beim Verband mitzumachen?

CS:

Der damalige Präsident Bernhard Mehrer aus Ebersbach hatte mich bei der Siegerehrung der WEM 2012 im Vöhlinschloss bei Illertissen darauf angesprochen. Zunächst hatte ich abgelehnt, nach ein paar Tagen aber doch zugesagt.

SVW:

Und wie kam der Präsident gerade auf Dich?

CS:

Das wüsste ich eigentlich auch gerne. Vielleicht hat er einen Tipp bekommen, aber vielleicht ist er auch selbst auf die Idee gekommen. Er kannte mich von der Abschiedsvorstellung unserer Solitüde-Stipentiatin Vera Nebolsina.

Vera hatte diese Simultanvorstellung mit Kindern und Jugendlichen vorgeschlagen, und unsere Sache war es, nicht nur das Spielmaterial sondern auch das nötige Publikum an einem Mittwochnachmittag ins Schloss Solitüde zu bringen. Da hat ja jeder Zeit! Ich erinnere mich bestens an die Worte von Wolfgang Schmid: „Nichts wäre peinlicher wenn wir die 25 Bretter aufbauen, und die Hälfte davon bleibt unbesetzt!“. Meine Worte darauf lauteten ungefähr: „Leute, Flyer auslegen könnt Ihr vergessen. Wir müssen richtig aufdringliche Spam-Mails durch die Gegend schicken.“. Keine Widerrede. Darauf ich: „Wer macht's?“. Alles guckt in meine Richtung. Später ernannte mich Helmut Winkler aus Zuffenhausen, damals beim Wochenblatt, heute leider nicht mehr, in diesem Artikel zum „SSF-Pressesprecher“, was ich später auch wirklich wurde. So schnell wird man Funktionär.

Übrigens ist man da immer auf der Fahndung nach neuen Kollegen. Beim Verbandstag in Geislingen (Zollernalbkreis) am 13. Juni 2015 sind eine Reihe von Positionen neu zu besetzen. Interessenten melden sich bitte ab sofort bei Armin Winkler:   armin.winkler (ät) svw.info. Ahhhh, jetzt will wieder keiner!

SVW:

Wie auch immer, der Schachverband Württemberg wünscht seinen beiden Finalisten viel Erfolg beim Dähne-Pokalfinale auf Bundesebene im Juni 2015 im Taunus!

CS:

Ja, schönen Dank. Wir werden schauen, was sich machen lässt.


Und hier folgen zwei Schlüsselstellungen aus der Finalpartie. Nach dem 48-ten Zug von Weiß kam es zu dieser Stellung.



Thomas Klaiß hatte die Partie bis hierher sehr stark geführt. Nun hätte er mit 48... f4 - f3 kurzen Prozess machen können. Zum Beispiel: 49.Txf3 Txf3 50.gxf3 Df4+ 51.Kg2 Tg6+ 52.Kf2 Sd4! nebst Matt. Doch bei nun schon knapper Zeit folgten stattdessen schwächere Züge. Und nach dem 52-ten Zug von Schwarz ergab sich gar diese Position. Es gibt einen simplen Zug von Weiß, der sofort gewinnt. Ich hoffe niemand braucht einen Computer um ihn zu finden!



Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit