Veröffentlicht am: 03.02.2020 von Sören Pürckhauer in: Spielbetrieb » Blitzeinzelmeisterschaft

Nach seinem Sieg bei der WEM im vergangenen Sommer, durfte sich FM Georg Braun nach einem starken Auftritt in Tuttlingen nun auch in die Siegerliste der württembergischen Blitzeinzelmeister eintragen. Er siegte mit 21,5 Punkten aus 25 Runden deutlich vor seinem Vereinskameraden Rudolf Bräuning mit 19 Punkten. Das "Stockerl" komplettiert Josef Gheng, dem ein Punkt zur Qualifikation zur Deutschen Blitzeinzelmeisterschaft fehlte. Als kleiner Trost ist er für die WEM-Blitz 2021 vorberechtigt, ebenso wie der Viertplatzierte Jens Hirneise, der die Meisterschaft vergangenes Jahr gewinnen konnte. Der Schachverband gratuliert recht herzlich und wünscht den beiden Qualifizierten viel Erfolg bei der Deutschen am 10.Mai in Magdeburg. Der SG Donautal Tuttlingen dankt er für die tolle Ausrichtung der Meisterschaft, ebenso wie dem souverän agierenden Schiedsrichter Amaru Jucamayta für dessen Einsatz.

Es folgt ein Bericht von Harald Keilhack, der selbst bei der Meisterschaft mit gespielt hat. Vielen Dank dafür!

Überdurchschnittlich stark war die Württembergische Blitzmeisterschaft in Tuttlingen besetzt. Favoriten waren schwer auszumachen, so viele frühere Titelträger und Medaillengewinner waren am Start: J. Hirneise (Rommelshausen), Sieger 2019, Heidenfeld (Jedesheim), Sieger 2017 und 2018, Gheng (Wernau), Bräuning (Bebenhausen), beide vielfache Sieger früherer Jahre, Sinz (Biberach) usf. Dazu weitere starke Spieler wie G. Braun (Bebenhausen), T. Schmidt (Heilbronn), O. Weiß (Biberach) oder der sich in toller Form befindliche Zweitligist Beyer (Stuttgart). Unter den Qualifikanten aus den Bezirken befanden sich zwar einige weniger bekannte Namen, diese hatten sich aber in den Bezirken teils gegen bekanntere Konkurrenz durchgesetzt.

Überhaupt, die Qualifikation und die zweieinhalb Problembezirke … Nun, Alb-Schwarzwald war noch nie der Nabel der württembergischen Schachwelt, doch auch im Bezirk Ostalb war die Bezirksmeisterschaft zuletzt oft erschreckend schwach besetzt, trotz auch in der breiteren Spitze starker Schachvereine wie Schwäbisch Gmünd, Grunbach oder Sontheim. Quantitativ und qualitativ ließ auch die Beteiligung in Stuttgart des öfteren stark zu wünschen übrig, allerdings sind hier immer auch 3-4 stärkere Spieler am Start. Ordentlich die Besetzung meist in Neckar-Fils und Oberschwaben, doch alles getoppt wird vom heimlichen Starbezirk, der auch die mit Abstand stärkste Landesliga stellt: dem Unterland. Selbst für Spieler über 2200 ist dort die Qualifikation alles andere als einfach, und 2000er, die im Ostalb oder Alb-Schwarzwald locker weiterkommen würden, sind hier tiefstes Mittelfeld bei den Turnieren mit 50 oder 60 Teilnehmern. Ursachen und eventuelle Konsequenzen mögen die Verantwortlichen erforschen.

Zurück nach Tuttlingen. Erst vor zwei Jahren war die Blitzmeisterschaft ganz in der Nähe, nämlich in Spaichingen, zum Mißfallen der Spieler aus dem Großraum Stuttgart. Aber es fand sich sonst niemand, und Donautal Tuttlingen feierte 100jähriges Jubiläum. In der riesengroßen und hochmodernen Stadthalle musste man erstmal den richtigen Eingang finden. Die Spielbedingungen waren sehr gut, für die etwas entfernteren Toiletten (durchgezählte 26 Treppenstufen … ich muß dringend abnehmen) wurde alle drei Runden eine kleine Pause eingelegt. Amara Juscamayta war souveräner Schiedsrichter; die Figuren waren vielleicht ein paar Gramm zu leicht, so daß sie sich in den hektischen Schlußphasen nur zu gerne flach aufs Brett legten …

Zum sportlichen Verlauf: den Zwischenstand sah man stets sehr aktuell auf einer Leinwand; vorbildlich und einen neuen Standard setzen. Auf Platz 1 fand sich durchgängig nur ein Name, während es dahinter munter wechselte … Georg Braun hieß der Dominator, der auch in der Oberliga am ersten Brett für Bebenhausen auf bestem Weg zu einer IM-Norm ist. Dahinter stand anfänglich ganz überraschend Arno Reindl, auch Hirneise war mit vorne dabei; Bräuning hingegen mit drei recht frühen Nullen. Ganz schlimm lief es für Heidenfeld, der noch nach Runde 15 auf Rang 16 oder 17 stand. Sogar der zweitälteste Teilnehmer, Holger Namyslo, demonstrierte ihm, dass er an diesem Tag über die schnelleren Finger verfügt.

Mit einer Siegesserie sicherte Bräuning dann die Doppelführung und schließlich den Doppelsieg für Bebenhausen. Um Platz Drei ging es im letzten Drittel ganz eng zwischen Gheng, Hirneise und Schmidt zu. Ab Platz sechs begann dann das Mittelfeld, daß sich dichtgedrängt bis Platz 18 (immer noch mit 50 Prozent!) zog. Danach folgten dann größere Lücken.

Mit phänomenalen 15 aus 16 hatte Georg Braun zwischenzeitlich ich glaube sogar volle vier Punkte Vorsprung, bevor er dann gegen den Schreiber dieser Zeilen verlor. Ein Unglück kommt selten allein, so folgte gleich anschließend die zweite Niederlage gegen Schmidt, bevor Braun wieder Fahrt aufnahm.

Die Schachfreunde haben ein tolles Video zur Meisterschaft erstellt:

https://www.youtube.com/watch?v=-UsJ8V4iqgs

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