Traurige Nachricht: ehemaliger Präsident Herbert Nufer verstorben

Veröffentlicht am: 30.01.2024 von Karlheinz Vogel in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Nachruf


Sein Schachclub SG Donautal Tuttlingen

und der Schachverband Württemberg e.V.

 nehmen Abschied von
seinem langjährigen Präsidenten und Ehrenmitglied


Herbert Nufer

* 14.03.1935   † 24.01.2024


 Präsident von 1989 - 1997
Ehrenmitglied des Schachverbands Württemberg

Nachruf

Herbert Nufer war jahrzehntelang für den Schachverband ehrenamtlich aktiv, von 1989 bis 1997 stand er als Präsident an dessen Spitze. Er hat sich um das Schachspiel und um den Schachverband Württemberg in besonderer Weise verdient gemacht. In Würdigung seines Engagements wurde er im Jahr 1999 zum Ehrenmitglied ernannt.

Wir trauern in dankbarer Erinnerung und werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Unsere Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gelten seiner Familie und allen Angehörigen.

Für den Schachverband Württemberg e.V.
Dr. Carsten Karthaus
Präsident

Die Trauerfeier findet am Mittwoch, den 31. Januar 2024 um 13:30 Uhr auf dem Freidhof in Mühlheim an der Donau statt.

Hier einige Bilder aus seiner Zeit als Präsident (rochade1995-07.pdf (svw.info) und aus Eberhard Herters Buch "Schach in Württemberg", S. 64)

Als Überraschungsgast präsentierte Herbert Nufer den Präsidenten des Deutschen Schachbundes Egon Ditt. Der Bremer war erstmals bei einer Versammlung des SVW dabei.

Oliver Schmitt (l.) und Gert Schmid (m.), Referent für Pressearbeit und Damenschach schieden aus dem Präsidium aus. H. Nufer dankte ihnen mit Geschenken für ihre Arbeit

Würdigung

Herbert Nufer war Lehrer an einer Grund- und Hauptschule, verheiratet und hat zwei Söhne. Seit dem 15. Lebensjahr spielte er Schach. Sein größter Erfolg nach eigener Aussage war 1966 das erreichte Finale im Dähne-Pokal auf Verbandsebene.

Auf die Funktionärslaufbahn geriet Herbert mehr durch Zufall. Beim Bezirkstag Alb-Schwarzwald 1977 war niemand anderer bereit die Aufgaben des Bezirksspielleiters zu übernehmen und so wurde er im gleichen Jahr auch noch Mitglied im Verbandsspielausschuss. Zwei Jahre später wurde er Verbandsspielleiter. Später wurde er zusätzlich Referent für Öffentlichkeitsarbeit ab 1983 wurde die Württemberg-Rochade offizielles Verbandsorgan, die er zuerst ehrenamtlich mit Frau Dujicki redigierte und die ab 1987 von einem Redakteur im Nebenamt erstellt wurde. Als erster Passbeauftragter des Verbandes war er verantwortlich für den Aufbau eines funktionierenden Passwesens. Seit 1987 war er als Vizepräsident zuständig für die Bearbeitung der Staatsbeiträge. Nebenher leite er beim Deutschen Schachbund die 2. Bundesliga, Gruppe Süd.

Der Verbandstag 1989 stand im Zeichen einer Wachablösung. Der bisherige Vorsitzende Rudolf Scholz gab sein Amt nach 18- jähriger Tätigkeit als Präsident und über 40-jähriger Tätigkeit für den Schachverband altershalber ab. Spannend wurde es dann bei der erforderlichen Neuwahl des Präsidenten, denn mit den beiden bisherigen Vizepräsidenten Erwin Franz (Herrenberg) und Herbert Nufer (Mühlheim) standen zwei profilierte Kandidaten zur Wahl. Schließlich setzte sich Herbert Nufer mit 45 Stimmen doch eindeutig gegen Erwin Franz (33 Stimmen) durch.

Die Schwerpunkte der Arbeit sah der neue Präsident vor allem auf dem Gebiet des Freizeit- und Breitensports. Durch gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Freizeitsportlern wie den Keglern oder den Skatspielern sollte versucht werden neue Interessenten für den Schachsport zu gewinnen. Er versprach, dass die neue Führungsmannschaft des Württ. Schachverbandes sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen will, sondern mit einigen großen Veranstaltungen zum 80-jährigen Jubiläum des Verbandes weitere Glanzlichter setzen will. Es war das Ziel die Spielstärke der württembergischen Spieler durch „offene Turniere“ im Breitenschach und durch Einladungsturniere für Spitzenspieler weiter zu heben. So hofft man, die schon guten Platzierungen württembergischer Spieler bei deutschen Meisterschaften verbessern zu können.

Die Frage wie es mit ihm als neuen Präsident weiter geht, beantwortete Herbert Nufer 1989 in der Rochade (rochade1989-06.pdf (svw.info)) wie folgt: „Das Gewicht als drittstärkster Landesverband mit einer der größten Mitgliederdichte sollte im Deutschen Schachbund personell und sachlich stärker zur Geltung kommen. Die Zusammenarbeit mit dem Badischen Schachverband sollte über gemeinsame Lehrgänge hinaus konkreter werden. Die Mitgliedschaft im WLSB fordert eine stärkere Mitarbeit, auch wenn wir nur zu den kleinen Fachverbänden zählen. Der erreichte Leistungsstandard bei unseren Damen, Herren und Jugendlichen sollte im bisherigen finanziellen Rahmen zumindest gehalten werden. Aufgrund der demographischen Entwicklung kann eine Steigerung der Mitgliederzahl allein über die Jugendarbeit nicht mehr erreicht werden. Durch Förderung von Modellmaßnahmen muss der Verband versuchen, über mehr Freizeit- und Breitensport zu mehr Spitzensport zu kommen. Die Zahl der Übungsleiter muss weiter erhöht werden mit dem Ziel, dass schließlich in jedem Verein ein Übungsleiter wirkt. Die Ausbildung zum B-Trainer muss fortgeführt werden. Die Qualifikation der Funktionäre auf allen Ebenen ist zu fördern: durch Schulungen, durch schriftliche Materialien.“

Auch wenn seine Bewerbung als Präsident mehr als 30 Jahre zurück liegt, so sind die Themen und Ideen doch teilweise so aktuell wie heute.

Der Begriff Funktionär war für ihn kein Schimpfwort. Jeder konnte sehen, dass er versucht habe, seinem Sinn gerecht zu werden: zu funktionieren, d.h. sich für eine freiwillig übernommene Aufgabe einzusetzen.

1997 trat kandidierte Herbert Nufer nicht mehr und wollte einen neuen Lebensabschnitt beginnen und erklärte: „Ich habe die Arbeit immer gern gemacht, aber nach 20 Jahren ist es an der Zeit, mal aufzuhören“. Sein Nachfolger wurde Hanno Dürr. Wie dieser neue Lebensabschnitt aussah bekamen die Delegierten des Verbandstages noch mit. "Wenn du willst, dass man dich wertschätzt, dann stirb oder verreise", rief er den Delegierten ein persisches Sprichwort zu und schwang sich kurz nach seinem Abtritt aufs Rad und setzte mit seiner Frau seine Neckartal-Radtour fort.

In seiner Zeit als Präsident fand eine Satzungsreform mit Änderung der Gremienstruktur zwischen Präsidium und erweitertem Präsidium statt, mit Vergrößerung des Verbandsspielausschusses und mit Einführung eines Leistungssportreferenten statt und etliche Satzungsänderungen. In der WTO wurden Unterbrechungen und Hängepartien abgeschafft. 1991, 1993 und 1995 wurden die Beiträge angehoben. 1993 wurde der Referent für Seniorenschach neu eingeführt. Es wurden die Finanz- und Reisekostenordnung eingeführt. Der Versuch Geldstrafen für freigelassene Bretter einzuführen wurde vom Verbandstag 1995 abgelehnt. Dafür wurde eine Neuregelung des Beitragsrückflusses an die Bezirke angenommen.

All das findet beim Verbandstag 1997 (rochade1997-07.pdf (svw.info)) in der Laudation von Vizepräsident Walter Pungartnik Ausdruck der zuerst die Funktionärslaufbahn von Herbert Nufer Revue passieren lies und dann die Arbeit von Herbert Nufer mit den Worten: „Er übergibt nun ein funktionierendes Flaggschiff mit den drei Antriebsschrauben Spitzensport, Jugendschach und Breitenarbeit“ würdigte.

Der Verbandstag 1999 (rochade1999-08.pdf (svw.info)) in Hechingen hat einstimmig beschlossen Herbert Nufer - der sich 1997 noch eine Ehrung verbeten hatte – zum Ehrenmitglied zu ernennen. Diese bis dahin eher äußerst selten vorgenommene Auszeichnungen sollten satzungsgemäß an solche Personen verliehen werden, die sich um das Schachspiel oder um den Schachverband Württemberg besonders verdient gemacht haben. Bei Herbert Nufer war man sich einig bedenkenlos das Wort "oder" durch "und" zu ersetzen: Herbert Nufer hat sich um das Schachspiel und um den Schachverband Württemberg in besonderer Weise verdient gemacht. Vor allem zwei Dinge fielen seinen früheren Präsidiumskollegen sicherlich sofort ein: Der Bienenfleiß, mit dem er ohne Murren die anfallenden Aufgaben erledigte; und die sehr präzise Vorbereitung von Sitzungen.

Ein Zeitzeuge berichtet: „Herbert Nufer war zunächst Vorstandsmitglied und Spieler in der 1.Mannschaft des SV Oberes Donautal und war einer der "Macher", wenn nicht die treibende Kraft bei der Fusion des SV Oberes Donautal und des SV Tuttlingen 1920 e.V. zu der SG Donautal Tuttlingen 1920 e.V. im Jahr 1980. Er war von 1980 bis 1984 zunächst Geschäftsführer der SG Donautal Tuttlingen und dann von 1984 bis 1986 1.Vorsitzender.“

Walter Pungartnik erinnert sich an Herbert Nufers zahlreichen ehrenamtliche Tätigkeiten:

1977 Einstieg als Mitglied im Verbandsspielausschuss

1979 Er war bei seiner Mitarbeit im Ausschuss wohl sehr engagiert, so dass er bereits 2 Jahre nach seinem Start bereits zum Verbandsspiel-Leiter gewählt wurde.

1980 Er übernahm parallel zum Verbandsspielleiter auch den Pressewart/Schriftführer und die Aufgaben des Passbeauftragten des SVW.

1981 In diesem Jahr wurde bei heftigen Widerstand der Delegierten beim Verbandstag die Einführung des offiziellen Verkündungsorgan des SVW die „ROCHADE“ beschlossen und bei dieser Entscheidung hatte Herr Nufer einen großen Anteil.
Und damals schrieb Herr Nufer seine „Rochadebeiträge“ fast alle selbst.
Diese Summe von Arbeiten für den SVW war schon sehr beachtlich, eine tolle Leistung und zeigt auch die hoch engagierte Einsatzbereitschaft von Herbert für den SVW.

1985 Dieses Arbeitspensum hielt er eisern bis 1985 durch und gab danach die „Arbeiten“ an jüngere „Machwuchs-Kandidaten“ weiter. Z.B. Verbandsspielleiter, Hajo Gnirk und Pressewart, Erwin Franz ( dieser war parallel auchVizepräsident)

1987 So ein „Nichtstun“ beim SVW war wohl nichts für einen Lehrer wie ihn und er ließ sich wieder zu einer neue Aufgabe beim SVW überreden, er wurde beim Verbandstag 1987 zum Vizepräsidenten als Nachfolger von Wolf Böhringer aus Heilbronn, gewählt.

1989 Also zwei Jahre später kandidierte der damalige SVW-Präsident, Rudolf Scholz aus Sindelfingen, nicht mehr und es gab damals einen erbitterten Zwei – Kampf zwischen Erwin Franz und Herbert Nufer (beide waren bis dahin Vizepräsidenten), es wurde sehr spannend! Aber Herbert Nufer hat sich überraschenderweise durchgesetzt und wurde als neue SVW-Präsident gewählt.

Der Verband hatte damals ca. 9200 Mitglieder und hatte damals ein Gesamt-Budget von 220.000 DM. Die Hauptziele von Herbert waren damals die Stärkung und der weiter Ausbau der Bereiche „Spitzensport, Jugendarbeit und Breitenschach“ mit den dazugehörigen Schwerpunkt-Aspekten „Ausbildung, Förderung und Unterstützung“.

1997 Bei diesem Verbandstag hat Herr Nufer nicht mehr kandidiert und sein Nachfolger wurde Hanno Dürr von den Stuttgarter Schachfreunden. Herbert konnte seinen Nachfolger einen gut funktionierenden Verband mit einem Gesamtbudget von ca. 330.000 DM übergeben.

In der Pause der Schnellschachmeisterschaften der Landesverbände im Juli 1990 blitzt Präsident Nufer mit seinem Vize Dürr. Quelle: (rochade1990-07.pdf (svw.info)):

Von seinem Sohn Magnus Nufer wissen wir, dass er die Zeit im Schachverein und im Schachverband, die gemeinsame Arbeit an der Weiterentwicklung des Schachsports, vor allem aber auch die geselligen Abende immer in bester Erinnerung behielt. Das Schachspiel und die Arbeit im Verband waren für ihn ein bedeutender Teil seines Lebens, und wir die Familie sind dankbar, dass er diesen Sport für sich entdeckt hatte und mit der Schachgemeinde ausleben konnte.

Wir alle, als Verband, haben Herbert Nufer viel zu verdanken

 

Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann,
steht in den Herzen seiner Mitmenschen

Albert Schweitzer

 

Mit diesem Nachruf möchten wir an Herbert Nufer erinnern und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Todesanzeigen von Familie und Verband: