DSAM und DPEM 2015

Veröffentlicht am: 09.06.2015 von Claus Seyfried in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Finale der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft und des Dähne-Pokals in Niedernhausen im Taunus. Holger Scherer Dritter in der B-Gruppe!


214 qualifizierte Teilnehmer des Finales der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaften (DSAM) sowie 29 Teilnehmer des Bundesfinales des Dähne-Pokals (= Deutsche Pokal-Einzelmeisterschaft = DPEM) hatten das Pech das schönste lange Wochenende seit Jahren statt in Gottes freier Natur in dem dampfenden Konferenzsaal eines Hotels der Ramada / Windham-Gruppe zuzubringen.

Das Hotel stand am Rande des Taunus mitten im grünen Nirgendwo unweit von Frankfurt an der B 455 auf halbem Wege zwischen Wiesbaden-Bierstadt und Wiesbaden-Sonnenberg einerseits und dem acht Kilometer entfernten Idstein andererseits. In Sonnenberg gab es vor langer Zeit die Schachgruppe des Bundeskriminalamtes. Dort in der Kantine des BKA pflegte der Schreiber dieser Zeilen einst an Samstagnachmittagen bei der Bezirksjugendeinzelmeisterschaft eines hessischen Unterverbandes mitzuspielen, zu dem nicht nur die Gebiete um Wiesbaden, sondern auch alle Mainzer Schachvereine gehörten. Außerdem war das BKA Wiesbaden derjenige Verein, in dem einst Eric Lobron das Schachspielen erlernte.

Sorry für diesen Ausflug in die Vergangenheit. Zurück zur Gegenwart wäre zu melden, dass die württembergischen Teilnehmer ihre Gastgeber und Mitkonkurrenten aus anderen deutschen Landen überwiegend sehr zuvorkommend behandelten. Kein einziger Pokal wurde ihnen entrissen. Bei der Siegerehrung am Samstagabend schafften es nur zwei Württemberger auf die Bühne.

Im A-Finale (DWZ 2101 - 2300) erzielte Dr. Stefan Egle (SV Unterkochen) 3½ Punkte und landete damit auf dem undankbaren 7-ten Platz. Holger Scherer (SK Lauffen) wurde Dritter in der B-Gruppe (DWZ 1901 - 2100) und Daniel Behringer (TSG Heilbronn 1845) erreichte die gleiche Platzierung in der E-Gruppe (DWZ 1301 - 1500). Da aber der Organisator Dr. Dirk Jordan nie müde wurde immer wieder daran zu erinnern, dass alle, die es bis hierher geschafft hatten, Sieger sind, denn sie haben ja ein Vorturnier gewonnen, seien alle württembergischen Finalteilnehmer genannt.

A-Finale (DWZ 2101 - 2300):   Dr. Stefan Egle (SV Unterkochen), Andreas Schulze, Holger Namyslo (beide TG Biberach), Konstantin Konson (Spvgg Böblingen)
B-Finale (DWZ 1901 - 2100):   Holger Scherer (SK Lauffen), Christian Stanescu (SV Oberkochen)
C-Finale (DWZ 1701 - 1900):   Wilhelm Alber (SF Oeffingen), Martin Hahn (SF Oeffingen)
D-Finale (DWZ 1501 - 1700):   Richard Haidl (SV Unterkochen), Viktor Postolski (SV Aalen-Ellwangen)
E-Finale (DWZ 1301 - 1500):   Daniel Behringer (TSG Heilbronn 1845), Benjamin Walny (SV Unterkochen), Leonhard Thomas (SV Fellbach)
F-Finale (DWZ 0000 - 1300):   Max Grünwald (SV Jedesheim 1921), Daniel Pranjic (SG Ludwigsburg 1919), Dietmar Beier (SV Oberkochen), Marc Dressler (SV Oberkochen)

Die Ostalb also stark vertreten! Sieger der Gruppe A wurde mit Matthias Tonndorf ein junger Spieler aus Wolfenbüttel, der kürzlich auch die Niedersachsen-Meisterschaft überlegen gewonnen hatte. Damit hat er zwei Qualifikationen für die 87. Deutsche Schachmeisterschaft Ende 2016. Sein Verband wird ihm sicher raten das DSAM-Ticket zu wählen, so dass der Zweite aus Niedersachsen ebenfalls teilnehmen darf. Bei der DSAM wird Matthias sobald nicht mehr mitspielen dürfen, da sein Rating mit diesem Turnier die Grenze von 2300 überschritten hat und sobald sicher nicht mehr darunter fallen wird.

Dähne-Pokal


Der württembergische Verbandsspielleiter Thomas Wiedmann ist seit Jahren im DSB der Verantwortliche für den Einzel-Pokal. Zum Finale lädt er die folgenden Startberechtigten ein:  Je zwei Teilnehmer der 14 mitgliederstärksten Verbände, je ein Teilnehmer der restlichen drei Verbände, sowie ein Vertreter des Blindenschachbundes - ergibt 28 + 3 + 1 = 32 Teilnehmer. Warum es 16 Bundesländer, aber 17 Schachverbände gibt, muss man einem Publikum aus Baden-Württemberg nicht erklären (bitte lasst uns keine schlafenden Hunde wecken!). Aber zum Dähne-Pokalfinale erschienen leider nur 29 Teilnehmer, da zwei Verbände, einer von den 14 größeren und einer von den drei kleinen, zum wiederholten Male keinen Teilnehmer meldeten.

Daher gab es wegen der ungeraden Teilnehmerzahl in Runde 1 zwangsläufig ein spielfreies Weiterkommen. Dieses Los zog prompt der württembergische Pokalsieger Claus Seyfried (Stuttgarter SF 1879). Während sich Seyfried so im wunderschönen beheizten Niederhausener Waldschwimmbad mit drei großen nicht-quadratischen Becken seine Glatze braten durfte, erspielte der württembergische Vize-Pokalsieger Thomas Klaiß (SF Dornstetten-Pfalzgrafenweiler) ein Schwarz-Remis gegen den badischen Vertreter FM Hans-Elmar Schwing (SGEM Dreisamtal), den Deutschen Pokalsieger des Jahres 1997. Über das Weiterkommen im Pokal entscheiden dann zwei (oder mehr) 5-Minuten-Partien, bei denen Thomas den Kürzeren zog. Der erste Württemberger also draußen. Damit ist das Turnier aber nicht zu Ende, denn die ausgeschiedenen Teilnehmer setzen das Turnier mit einem normalen Schweizer System fort. Da Thomas der einzige Teilnehmer mit einem Rating unterhalb von 2000 war, sowie nicht zuletzt aufgrund seines tollen Schlussspurts, durfte er sich am Ende über ein DWZ-Plus von 28 Punkten freuen. Gratulation Thomas!

In Runde 2 kam es erneut zu einem württembergisch-badischen Duell, bei dem dieses Mal der württembergische Vertreter in einer haarigen Partie die Oberhand gegen Hans-Elmar Schwing behielt. Doch schon in der dritten Runde schied auch Seyfried nach einem läppischen Patzer in der Eröffnungsphase gegen einen der beiden Krause-Brüder aus. Damit ist die Luft raus und der Rest des Turniers ist nur Abgesang.

Deutscher Pokalsieger 2015 und damit Teilnehmer an der Deutschen Einzelmeisterschaft 2016 wurde Björn Bente (Hamburger SK 1830 / ELO 2242) mit fünf sauberen überzeugenden Gewinnpartien gegen durchweg starke Gegner. Mächtig beeindruckt hat den Verfasser aber auch das Spiel des Vertreters des Blindenschachbundes CM Frank Schellmann (ELO 2055), der mit Gordon André, Benedict Krause und Noam Bergauz drei Spieler mit einem Rating um die 2300 schlagen konnte.

Siegerehrung und Abschlussgala


Es ist Tradition beim DSAM-Finale, dass die Siegerehrung nach einem freien Samstagnachmittag erst am Abend im Rahmen einer Gala zelebriert wird. Als Conferencier fungierte wie immer sehr gekonnt der Hauptorganisator Dr. Dirk Jordan. Es galt die ersten Fünf des Dähne-Pokalfinales sowie die sechs Erstplatzierten aller sechs DSAM-Gruppen und insbesondere die Deutschen Amateurmeister(innen) zu ehren. Diese Aufgaben übernahmen die anwesenden Schachpräsidenten Thorsten Ostermeier (Hessen), Dr. Uwe Pfenning (Baden und seit neuestem auch DSB-Vize) und Herbert Bastian (Deutschland) sehr gerne.

Außerdem nutzte unser Vizepräsident Walter Pungartnik, der beim DSB-Kongress im Mai nicht mehr als DSB-Breitenschachreferent kandidieren wollte, die Gelegenheit sich von den Teilnehmern der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft zu verabschieden und den Stab an seinen Nachfolger Hugo Scholz aus Hamburg weiter zu reichen. Ferner beklagte sich Walter, dass beim DSB-Kongress sein Antrag die DSAM in die Statuten des DSB aufzunehmen, leider gescheitert war. Er bat seinen Nachfolger dieses Ziel weiter zu verfolgen und erinnerte auch DSB-Präsident Bastian an die versprochene Unterstützung. Zum Abschluss des Abends bat Dr. Jordan alle Deutschen Amateurmeister erneut auf die Bühne um gemeinsam mit allen Anwesenden die Nationalhymne zu singen. Nur schade, dass es den Meisten ergeht wie unseren Fußballern beim Länderspiel:  wie war noch mal der Text??


Die Ergebnisse des Ramada-Cups
Die Turnierseite des Dähne-Pokals auf der Schachbund-Seite
Bericht zum Dähne-Pokal im Juli-Heft des Schachmagazin 64  (Schünemann-Verlag)

Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit





Beste Platzierung für Württemberg:  Holger Scherer (SK Lauffen) Dritter in der B-Gruppe.


Daniel Behringer (TSG Heilbronn 1845) links wurde Dritter in der E-Gruppe. Der kleine Mann ganz rechts - Ruben Gideon Köllner - ist der Sieger der Gruppe E.


Sieger der A-Gruppe wurde Niedersachsenmeister Matthias Tonndorf (SV Caissa Wolfenbüttel) im weißen Hemd.


Der deutsche Pokalsieger Björn Bente (Hamburger SK) mit seinem Pokal. Außerdem sehen wir DSB-Präsident Herbert Bastian, Vize-Pokalsieger Jonah Krause und Turnierleiter Thomas Wiedmann.


Pokalsieger Björn Bente (Hamburger SK) mit Turnierleiter Thomas Wiedmann.


Die Siegerin der D-Gruppe Annmarie Mütsch hatte auch GM Dennis Wagner im Uhrensimultan besiegt.


Klaus Künitz aus Mainz (Jahrgang 1944!) gewinnt gelegentlich auch mal 1.000 oder 2.000 britische Pfund beim Gibraltar Amateur Open.


Der scheidende DSB-Breitenschachreferent Walter Pungartnik zusammen mit seinem Vorgänger Ralf Schreiber.


Ralf Schreiber und Walter Pungartnik.


Fünf Deutsche Meister(innen) stehen auf der Bühne. Zum Abschluss folgte nun die dritte Strophe des Deutschlandlieds. Und wir taten uns ähnlich schwer wie die Fußballer beim Länderspiel:  Kaum jemand kennt den Text! Schade.

Alle Fotos des Berichterstatters
Die offiziellen Siegerfotos