„Die 11. Offene Baden-Württembergische Familienmeisterschaft 2023 zu Gast am 04. November in Stuttgart-Ost“
Zum Ende der Herbstferien in Baden-Württemberg fand am 4. November die mittlerweile „11. Offene Baden-Württembergische Familienmeisterschaft 2023“ statt. Die letzte Familienmeisterschaft wurde zuvor im Jahr 2019 in Lahr ausgetragen. Unabhängig von der vierjährigen Turnierpause waren wieder Zweierteams eingeladen, deren Spieler miteinander verwandt sind, also Vater oder Mutter mit Tochter oder Sohn, Geschwister, Onkel mit Neffe oder Nichte oder auch Cousins. Die Mannschaften konnten darüber hinaus für die 7 Runden noch einen verwandten Ersatzspieler nominieren. Veranstalter des Turniers war der Schachverband Württemberg, im Turnier vertreten durch den Referenten für Freizeit- und Breitenschach Dr. Konrad Müller. Nach der kurzen Eröffnungsansprache wechselte er an das freie Brett neben seinem Sohn mitten hinein in das Feld der 34 Zweierteams aus Baden und aus Württemberg.
Ausrichter des baden-württembergischen Familienchampionats war der im Jahr 2022 neu gegründete Schachclub STRATEG Stuttgart, und das AWO-Stadtteilhaus in Stuttgart-Ost war dazu ein idealer Austragungsort. Die Turnierleitung lag in den Händen von FIDE-Meisterin Tetyana Kostak, 1. Vorsitzende von STRATEG Stuttgart, und von Markus Bisanz, Nationaler Schiedsrichter. Die organisatorischen Fäden liefen bei Alexander Meinhardt, Mitbegründer und Trainer bei STRATEG Stuttgart, zusammen. Wie präsent der gastgebende Verein war, sah man allein an der Anzahl der Personen in den schwarzen Shirts mit dem markanten STRATEG-Logo. Zu den Mitgliedern des Vereins zählen übrigens auch viele der Mütter, die für die leckere Verpflegung mit frisch hergestellten Waffeln, Pfannkuchen, Muffins und anderen schmackhaften Leckereien sorgten. Das tolle Angebot gab es kostenlos, verbunden mit der Bitte um eine adäquate Spende.
Schach, das königliche Spiel, integriert! Man kann das nicht oft genug betonen und wiederholen: Schach verbindet Jung und Alt, Schach verbindet Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen, und Schach integriert nicht nur bei uns in Baden-Württemberg die Einheimischen und die Zugezogenen, Gäste und Geflüchtete. Ehrengast der Veranstaltung war die Koordinatorin des Bürgerschaftlichen Engagements für Geflüchtete der Stadt Stuttgart, Frau Anna Becker, und an dieser Stelle muss unbedingt das Dankeschön der Vereinsmitglieder für die finanziellen Zuwendungen der Stadt Stuttgart weitergegeben werden.
In den 34 Familienteams standen Spieler im Alter zwischen 6 und 78 Jahren. Das Durchschnittsalter des jüngsten Zweierteams betrug gerade einmal 8 Jahre, und auch wenn sie alle in Baden-Württemberg zu Hause sind, es waren Spieler vieler Nationalitäten mit völlig unterschiedlichen Erfahrungen auf den 64 Feldern am Start. Die Bedenkzeit pro Partie und Spieler betrug 15 Minuten. Auch wenn viele Partien durch taktische Manöver bis hin zum Matt entschieden wurden, musste so manch einer auch das harte Urteil der Schachuhr akzeptieren, denn mit dem Ablauf der Bedenkzeit ist die Partie verloren. Als weitere Härte erwies sich die Regel, dass der zweite ungültige Zug die Partie verliert. Die Schachregeln von „berührt geführt“ bis zu den ungültigen Zügen gelten natürlich auch im Breitenschach, und so wurden in den sieben Runden so manche Regelkenntnisse aufgefrischt und erweitert.
Nach sieben Runden waren acht schöne Pokale zu vergeben. Die Mannschaftswertung für die „Spielstärkste Familie“ erschließt sich allen sofort, weil wir sie aus unserer Praxis kennen. Die notwendige Trennung zwischen dem Pokal für den 1. Platz und dem Pokal für den Baden-Württembergischen Familienmeister ließ sich anhand der Ausschreibung gut verdeutlichen, auch wenn es sich an diesem November-Samstag in Stuttgart-Ost als irrelevant erwies. Schwieriger war es da schon, die Wertung für die „Beste Familie“ zu erklären. Diese Wertung geht auf die Dresdner Schachfreunde Manfred Kalmutzki und Stefan Glasewald zurück, die eine Dresdner Tabelle mit Bonuspunkten kreierten, mit denen Spielstärkeunterschiede in Abhängigkeit von Alter und DWZ ausgeglichen werden. Praktisch bedeutet das, in dieser Wertung können zwei Großmeister zwar alle Partien gewinnen, aber der Pokal geht trotzdem eher an zwei pfiffige Grundschüler, die zwar nur 50 Prozent der Punkte holen, aber mit ihrem Bonus alle anderen hinter sich lassen.
Im Breitenschach ist es gut so, wenn die ersten Sieger mitten aus dem Teilnehmerfeld kommen, und so kam es nicht nur für die beiden Spieler von STRATEG Stuttgart sehr überraschend, daß Daniel und Eugen Bratslavski als Sohn-Vater-Team als Baden-Württembergische Meister in der Wertung „Beste Familie“ ausgezeichnet wurden. Auf den Plätzen zwei und drei folgten mit Emely und Sophie Schmidt sowie mit Oleksandr und Sofiia Korshak zwei weitere Stuttgarter Familien, was sicher einerseits am Heimvorteil aber andererseits auch an der guten Stuttgarter Nachwuchsarbeit liegt.
Blick in den Turniersaal
In der Wertung der „Spielstärksten Familie“ entschied bei jeweils 12:2 Mannschaftspunkten ein halber Brettpunkt die Baden-Württembergische Meisterschaft zugunsten von Dominik und Simona Gheng (SF Deizisau), die in der Sohn-Mutter-Kombination antraten. Dass am Ende tatsächlich alle acht Pokale in Württemberg blieben, liegt an einer schönen Geste von Stefan Doll (SC Untergrombach). Der Familienvater, der alle seine Partien gewann, und gemeinsam mit seinem Sohn Alexander Zweiter wurde, verschenkte den Pokal für den Zweiten an ein 8jähriges Stuttgarter Talent, das gemeinsam mit seiner Mutter in beiden Wertungen das Siegerpodest jeweils knapp verpasste
Alle Pokalgewinner
Bei den Württembergischen Turnierserien aus den Württembergischen Jugend-Pokal-Turnieren (WJPT), den Schulschach-Grand-Prix-Turnieren (SSGT) und den Turnieren der Württembergischen Amateurmeisterschaft (WAM) gibt es zwei Grundregeln zur Siegerehrung. Die erste Regel beinhaltet, dass alle Teilnehmer geehrt werden und zumindest einen kleinen Preis mit nach Hause nehmen können. Für die zweite Regel steht der Apfel, den es bei der Siegerehrung immer mit dazu gibt, denn „Schach ist Sport“, und „wir ernähren uns gesund“. Beiden Regeln hatten auch bei diesem Breitenschach-Event Bestand. Zur bleibenden Erinnerung an das Familienchampionat erhielten alle Teams dazu noch eine Teilnehmerurkunde. Alle Ergebnisse wurden stets zeitnah auf die im Schachsport übliche Ergebnis-Plattform „Chess-Results.com“ übertragen und können dort unter dem Link https://chess-results.com/tnr842369.aspx abgerufen werden.
Der letzte Zug des Turniers wurde vor dem ersten Zug auf den 34 Brettern geplant. Bereits im Vorfeld war sichtbar, wieviel außergewöhnliches Engagement der Schachclub STRATEG Stuttgart in die Ausrichtung der „11. Offenen Baden-Württembergischen Familienmeisterschaft 2023“ investiert hat. So ein Engagement soll dem Familienschach auch in den nächsten fünf Jahren zu Gute kommen. Verbunden mit einem großen Dankeschön an den Ausrichter verkündete Breitenschach-Referent Dr. Konrad Müller, dass in den nächsten fünf Jahren planmäßig samstags am Ausgang der Herbstferien AWO-Stadtteilhaus in Stuttgart-Ost bei STRATEG Stuttgart zur Familienmeisterschaft eingeladen wird.
Welche Titel die Sieger von 2024 bis 2028 erhalten, steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist aber, bei der Stimmung wie am 04.11.2023 und bei der Mund-zu-Mund-Propaganda müssen STRATEG Stuttgart und der zukünftige Veranstalter wohl mit höheren Teilnehmerzahlen im Familienschach rechnen.
Markus Bisanz & Dr. Konrad Müller
Hier der Link zum Abschlussbericht.
© für Bild und Videomaterial: Lev Sandalov -
Hier das Video, weitere Bilder sind darunter.
Weitere Bilder:
Um diese Pokale wurde gekämpft.
Der Blick in den Turniersaal
Nochmals der Blick in den Turniersaal
Helfende Mütterhände
samt Verpflegungsangebot
Ehrengast Anna Bauer (ganz rechts) kiebitzt ebenfalls
Organisator Alexander Meinhardt für ein Foto am Brett
Das Schiedsrichterteam Tetyana Kostak und Markus Bisanz ist entspannt
Die Siegerehrung wird vorbereitet
Die spielstärkste Familie: Dominik und Simona Gheng
Die beste Familie: Daniel und Eugen Bratslavski
Die älteste Familie: Karin und Rudolf Herbst
Die jüngste Familie: Sarah und Aviel Gotfried