Mit Großmeister Zigurds Lanka und dem Autor der Stappenmethode Cor van Wijgerden

Veröffentlicht am: 15.11.2012 von Holger Schröck in: Referat Ausbildung » Berichte Drucken

Top-Referenten beim C-Trainer-Ausbildungslehrgang

Bericht zum Schach-Grundlehrgang für C-Trainer an der Sportschule Ruit

„Wenn das eine Kur wäre, würde ich sofort Verlängerung beantragen“. Schachfreund Paul Sturm aus Ulm, mit 78 Jahren der älteste der 19 Teilnehmer am C-Trainer-Ausbildungslehrgang an der Sportschule Ruit (Ostfildern), fasste mit diesen Worten bildhaft den einwöchigen Grundlehrgang an der Sportschule zusammen. Die Teilnehmer, von Oberschwaben bis Mannheim, darunter zwei FIDE-Meister, waren regelrecht begeistert, dass Ausbildungsreferent Armin Dorner zwei überragende Referenten gewonnen hatte.

Schon Stammgast ist der lettische Großmeister Zigurds Lanka, der jedes Mal aufs neue die Schachfreunde elektrisiert mit seinem fantastischen , bildhaften Wortschatz - vom „Eselsohr“ , über die „Müllabfuhr“ bis zur „Badewanne“ - mit dem er den künftigen Trainern klar machen will, dass es im Schach nicht aufs Auswendiglernen ankommt sondern auf die Erkennung von wiederkehrenden Mustern. Vor allem für Amateurspieler ist seine Theorie der Signalzüge, die als Buch geplant ist, von unschätzbarem Wert.

Als kleine Sensation ist es zu werten, dass der holländische Autor der weltweit anerkannten Stappenmethode, Cor van Wijgerden, sein vor 25 Jahren zusammen mit dem verstorbenen Rob Brunia entwickeltes didaktisches und methodisches Lehrprogramm selbst vorstellte. Die überragende Lehrmethode umfasst inzwischen sechs Stufen (Arbeitshefte für Schüler und Handbücher für Trainer) und reicht vom Erlernen der Regeln bis zu angemessenem Clubniveau (Elo 2000). „Die Methode ist mehr als eine Anleitung oder eine Aufgabensammlung. Partien spielen und Besprechen der Partien spielen eine genau so große Rolle“, machte der 62-jährige, einst Jugendtrainer der holländischen Nationalmannschaft, deutlich. Statt einer Eröffnungstheorie stehen allgemeine Eröffnungsregeln im Vordergrund. Nach der Stappenmethode wird an Hunderten von Schachschulen erfolgreich unterrichtet. Zahllose Meisterspieler verdanken ihr Können dieser taktischen Grundausbildung.

Helmut Baur aus Mengen brachte den Teilnehmern Tipps und Tricks aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Kindertraining bei. Schatzmeister David Blank gab gern angenommene Hilfestellung zum Thema, wie man einen Verein managt und die Vereinsfinanzen in Ordnung bringt beziehungsweise hält. Durch einfache Rechenbeispiele öffnete er die Augen für oft zu niedrige Mitgliedsbeiträge, die ein gedeihliches Vereinsleben behindern.

Dr. Konrad Müller vom Talentestützpunkt Stuttgart mahnte die kommenden Übungsleiter eindringlich, bei der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen darauf zu achten, dass die Nachwuchsspieler bis zur Pubertät auf ein ansehnliches Vereinsniveau gebracht werden (Stichwort DWZ 1450 mit 14 Jahren), weil sie sonst die Schachvereine wieder verlassen. Die aktuelle Entwicklung zeigt das überdeutlich. Zwei Drittel aller Jugendlichen gehen den rund 230 Vereinen in Württemberg in den letzten Jahren überwiegend deswegen verloren, weil sie keinen rechten Anschluss an die durchschnittliche Spielstärke der Erwachsenen gefunden haben. Müller legt in erster Linie Wert auf den Leistungsgedanken, was nicht von allen Zuhörern vorbehaltlos gutgeheißen wurde.

Kinder seien „Gäste, die nach dem Weg fragen“, so Müller. Die Förderung von Schachtalenten sei nur in Zusammenarbeit mit den Eltern möglich. Schach verkaufe sich unter Wert. Die Akzeptanz für Schach steige mit der Werthaltigkeit des Trainings. Um spielstarke Vereinsspieler zu gewinnen, sollten die C-Trainer möglichst früh (zwischen sechs und zehn Jahren) mit dem organisierten Nachwuchstraining im Verein beginnen. Dabei müssen Taktiktraining und häufige Turnierpartien im Vordergrund stehen.

Vizepräsident und Breitensportreferent Walter Pungartnik erläuterte den Kursteilnehmern, wie sie für ihre Aktionen Zuschüsse des Verbands bekommen.

In Theorie und Praxis behandelten die Studienleiter der Sportschule, Ernst Dadam, Petra Walter und Jutta Braun den sportartübergreifenden Teil. Dazu gehören das Koordinations- und Ausdauertraining, wie eine Trainingseinheit geplant wird, Haltungsschulung für Schachspieler, anatomische und physiologische Grundlagen der Funktionsgymnastik (Dehnung und Kräftigung), Kreativität beim Aufwärmen und worum es grundsätzlich beim Trainieren geht. In der Turnhalle wurde das Wissen vertieft, wobei der Spaß nicht zu kurz kam. All das gehört zum umfangreichen Prüfungsstoff für die C-Trainer im kommenden April.

Am Lehrgang nehmen teil: Detlev Birnbaum, SC Viernheim, Lothar Brosig, TSG Öhringen, Florian Eyer, SV Bad Friedrichshall, Thomas Hafner, SC Ostfildern, Bernd Hähnle, TSV Willsbach, Peter Hoffmann, SC Ostfildern, Walter Hörrle, TSV Seißen, Stephan Kast, TSV Berghülen, Thomas Kromer, SF Riedlingen, Boris Latzke, SK Bebenhausen; Achim Leyrer, SC Feuerbach, Klaus Liehr, SV Tübingen, Julian Maisch, SF Kornwestheim, Franz Münch, TSV Berghülen, David Ortmann, SC Böblingen, Heiko Schmidt, SC Stetten, Paul Sturm, SV Jedesheim, Ge Wang, SG Fasanenhof und Marc Werner, SK Bebenhausen.