Streichung der öffentlichen Fördermittel durch das Bundesministerium des Inneren

Veröffentlicht am: 19.05.2014 von Holger Schröck in: Präsidium Drucken

Sehr geehrte Vereinsvorstände, liebe Schachfreunde,

Schach ist Sport! - Der Württembergische Schachverband ist bestürzt über die Kürzung der öffentlichen Bundesmittel zur Förderung des gemeinnützigen Schachsports in Deutschland. In einer Phase, in der sich der Schachsport mit vielfältigen Aktivitäten im Breiten- und Leistungssport wieder verstärkt als „Volkssport“ etabliert, zieht sich der Staat aus der Förderung gänzlich und abrupt zurück.

In über 1000 Schulschach-AGs, in der weltweit am stärksten besetzten nationalen Schachbundesliga, sowie mit ca. 92.000 Mitgliedern in Vereinen wird Schach als Sport aktiv gestaltet und ausgeübt, wird Teil der Bildungslandschaft. Erfolge in jüngster Vergangenheit wie das Erringen der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft 2011 dokumentieren, dass der deutsche Schachsport im internationalen Vergleich als Spitzensport mithalten kann.

Besonders erschreckend ist die Begründung der Mittelstreichung, weil diese direkt auf die Aberkennung des Status als Sport mangels Bewegungskomponente abzielt. Schach ist Sport in jeglicher Hinsicht! Die Begründung fehlender Eigenmotorik ist aus unserer Sicht vordergründig, unaufrichtig und verletzt die auch vom DOSB mehrfach zitierte Eigenständigkeit der Definition des Sports aus Sicht der jeweiligen Verbände. Mit dem bewussten Ausspielen olympischer versus nicht-olympischer Sportarten geht das Bundesministerium des Inneren das Risiko eines Kulturkampfes und falschen politischen Wettbewerbs der Sportverbände untereinander ein. Wir setzen die Solidarität der Sportverbände entgegen, ähnlich der Solidarität des Schachbunds mit dem Ringsport als dessen Anerkennung als olympische Disziplin für eine Zeit im Raum stand.

Die Rückkehr zu einer Definition des Sports als ausschließlich körperliche Komponente hat gerade in Deutschland eine unheilvolle Vergangenheit. Sport dient im modernen Verständnis der geistigen, kognitiven, sozialen wie körperlichen Betätigung gleichermaßen. Denken ist anstrengend, Sport im Team und individuellen Wettbewerb, körperliche Fitness für anstrengende professionelle Turniere und als Angebot für körperlich behinderte, ältere und jüngere Menschen bietet der Schachsport in vielen Varianten. Das Schachspiel als „Volkssport“ ist zudem in Deutschland ein Kulturgut, eine Freizeitbeschäftigung für Millionen von Menschen.

Der organisierte Schachsport wird die Streichung der ca. 130.000 Euro Fördergelder und die Anfeindung seines Status als Sportart nicht hinnehmen. Es ist keine Bitte, sondern eine Forderung des Schachsports mit all seinen o.g. Aktivitäten, sportlichen Meriten und öffentlicher Präsenz, die Streichung der Mittel sofort rückgängig zu machen.

Der Schachsport und seine Aktiven leisten einen gesellschaftlichen Beitrag zur Sportkultur in Deutschland im besten Sinne: als Breitensport in Schulen und Freizeitstätten, als Leistungssport bei regionalen, nationalen und internationalen Meisterschaften, als soziales Angebot zur Integration und für ältere Menschen bis hin zu therapeutischen Ansätzen. Wir fördern Aufmerksamkeit, Selbstdisziplin, Konzentration, mathematisches Verständnis und halten nicht nur unser Gehirn am laufen.

Wir werden auch in Zukunft jeglichen Versuchen unseren Sport zu diskreditieren entgegenstehen mit Argumenten und Aktivitäten, die in der Öffentlichkeit Ausmaß und Intensität des Schachsports vermitteln.

Der Badische Schachverband hat dies als Resolution bei seinem Verbandstag am 17. Mai 2014 beschlossen.

 

Ein Musterschreiben des DSB finden Sie auf der Homepage des DSB. Unterstützen Sie unseren Schachsport – schreiben Sie Ihren Kandidaten (Europa-, Regional-, Kreistag- oder Gemeinderatswahl) oder Ihrem Bundestagsabgeordneten, dass sie sich für uns einsetzen sollen.

Armin Winkler – Präsident SVW