Leitfaden für die Mannschaftsführer

Veröffentlicht am: 23.10.2007 von Holger Schröck in: Schachkreis Schw. Gmünd » Offizielles Drucken

Stand: September 2007

Vorwort

Dieser Leitfaden wurde zur Unterstützung der Mannschaftsführer bei Mannschaftskämpfen im Schachkreis Schwäbisch Gmünd und im Schachbezirk Ostalb erstellt, damit sich diese ohne umfangreiche Regelwerke zu studieren auf den Wettkampf vorbereiten können, bzw. um während des Wettkampfes eine schnelle Hilfe zur Hand haben. Der Leitfaden erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll keinesfalls eine neue Regelung sein. Er entbindet deshalb die Mannschaftsführer nicht von einer Ausbildung zum Turnierleiter und dem laufenden Regelstudium.

Inhalt

1. Aufgaben und Rechte des Mannschaftsführers

1.1 Rechtzeitige Vorbereitungen des Mannschaftsführers

1.2 Aufgaben des Mannschaftsführers beim Mannschaftskampf

2. Aufgaben und Rechte des Turnierleiters

2.1 Vor dem Wettkampf

2.2 Während des Wettkampfs

3. Zeitnotphase

4. Endspurtphase

5. Reklamationen

6. Fair Play

1. Aufgaben und Rechte des Mannschaftsführers

1.1 Rechtzeitige Vorbereitungen des Mannschaftsführers

  • Zusammenstellung der Mannschaft, um mit einer kompletten Truppe antreten zu können. Damit sollte frühzeitig begonnen werden.
  • Bei Heimkämpfen:
    • Ist das Spiellokal verfügbar? Ist im Winter für ausreichende Beheizung gesorgt?
    • Ist geeignetes, funktionstüchtiges und ausreichendes Spielmaterial vorhanden?
    • Ist Ersatzmaterial vorhanden
    • mindestens ein Set (Figuren, Brett und Uhr)?
    • Ist gewährleistet, dass die Partien um 9:00 Uhr begonnen werden können (Figuren aufbauen, Uhren stellen, usw.)?
    • Sind Spielberichtsformulare oder ähnliches vorhanden? Ersatzdokumente können bei eventuellen »Verschreibern« sehr nützlich sein. Im Kreis Gmünd müssen zwei Dokumente ausgefüllt und unterschrieben werden.
    • Sind Getränke (Mineralwasser, Limonade, usw.) vorhanden? Erwachsene trinken zumindest zu Partiebeginn auch gerne einen Kaffee.
    • Bei Auswärtsspielen:
      • Ist das Spiellokal allen Spielern bekannt?
      • Ist die Abfahrt so organisiert, dass die Mannschaft rechtzeitig (8:50 Uhr) am Spielort eintreffen kann?

    1.2 Aufgaben des Mannschaftsführers beim Mannschaftskampf

    • Mannschaftsaufstellung (Vor-, Nachname und die Passnummer bzw. die Nummer der vorläufigen Spielerlaubnis!) in der Rangfolge der Mannschaftsmeldung auf dem Spielbericht gut leserlich notieren.
    • Bleibt ein Brett unbesetzt, so muss der fehlende Spieler trotzdem aufgeführt werden.
    • Bitte beachten: Gibt es Nachmeldungen, Streichungen oder Festspielungen? Liegt für nachgemeldete Spieler eine Spielgenehmigung des zuständigen Spielleiters vor?
    • Prüfen der gegnerischen Mannschaftsaufstellung. Bei einem Zweifel über die Identität eines Spielers einen Vermerk auf dem Spielbericht eintragen und »unter Vorbehalt« trotzdem spielen.
    • Haben sich alle Mannschaftskameraden an das richtige Brett gesetzt? Stimmt die Farbverteilung?
    • Der MF darf einem Mannschaftskameraden zur Annahme bzw. Abgabe eines Remisangebotes raten. Damit darf aber keine Stellungsbeurteilung verbunden sein.
    • Unterschreiben des Spielberichts wenn alle Spiele beendet sind, ggf. Proteste oder sonstige Besonderheiten vermerken.
    • Nach dem Kampf:
      • Das Ergebnis ist am Spieltag so schnell wie möglich im Internet (ergebnisse.svw.info) zu melden bzw. zu kontrollieren. Im Kreis Gmünd muss die Meldung bis spätestens 17:30 Uhr erfolgt sein.
      • Der Spielbericht wird vom MF (im Kreis Gmünd von beiden) bis zum Saisonende (31.08.) aufbewahrt.

      2. Aufgaben und Rechte des Turnierleiters

      Falls nichts anderes bestimmt wurde, ist der Mannschaftsführer der Heimmannschaft gleichzeitig auch der Schiedsrichter des Wettkampfs. Da er in der Regel auch Spieler ist, ist er zu besonderer Verantwortung, Fairness und absoluter Objektivität verpflichtet (siehe Vorwort der FIDE-Regeln). Nachfolgend wird der Begriff Turnierleiter verwendet.

      2.1 Vor dem Wettkampf

      Vor Spielbeginn hat der Turnierleiter folgende Punkte zu beachten:

      • Sind die Spieltische, Uhren und Bretter richtig angeordnet?
      • Sind alle Figuren richtig aufgestellt und vollzählig vorhanden?
      • Sind alle Uhren funktionsfähig, aufgezogen und auf 3:59 Uhr eingestellt? Bei elektronischen Uhren ist es wichtig, dass sich der Turnierleitung mit der Bedienung gut auskennt. Er muss prüfen, ob der richtige Modus eingestellt ist.
      • Sind bei allen Spielern Notationsformulare und Schreibunterlagen bereitgelegt?
      • Ist Ersatzmaterial vorhanden (Uhren, Figuren für Umwandlungen, Partieformulare, Schreibstifte)?
      • Ist der Spielbericht mit den Mannschaftsaufstellungen komplett?
      • Liegen die aktuellen Regelwerke (FIDE-Regeln und WTO-Württemberg) bereit?
      • Anschließend gibt der Turnierleiter die Paarungen bekannt.
      • Änderungen an den Aufstellungen können nun nur noch vorgenommen werden, wenn sie den Regelungen der WTO widersprechen.
      • Eine Mannschaft gilt erst dann als angetreten, wenn mindestens die Hälfte ihrer Spieler anwesend ist und der Spielbericht ausgefüllt ist. Vorher können die anwesenden Spieler ihre Partien nicht beginnen.
      • 2.2 Während des Wettkampfs
        • Wenn der Turnierleiter die Spielpaarungen verlesen hat, drückt er die Uhr der Spieler mit den weißen Figuren und die Partien haben begonnen.
        • Spieler deren Gegner noch nicht anwesend ist, haben eine Stunde Wartepflicht. Sie beginnt um 9:00 Uhr. Wenn der Gegner um 10:00 Uhr noch nicht im Turniersaal erschienen ist, ist die Partie für den Wartenden gewonnen. Maßgebend ist die Uhr des Turnierleiters.
        • Die Spieler sind ggf. darauf hinzuweisen, dass sie verpflichtet sind die Züge zu notieren. Nicht vollständig ausgefüllte Partieformulare müssen auf Kosten der eigenen Zeit vervollständigt werden. Der Gegner muss hierzu sein Partieformular zur Verfügung stellen.
        • Neu – für Spieler: Es ist verboten, Züge im voraus aufzuschreiben, außer der Spieler reklamiert ein Remis gemäß Artikel 9.2 oder 9.3 der FIDE-Regeln.
        • Bemerkt der Turnierleiter einen Regelverstoß (z.B. einen regelwidrigen Zug) muss er sofort eingreifen.
        • Niemand darf einen Spieler darauf aufmerksam machen, dass er am Zug ist, oder dass er vergessen hat, die Uhr zu drücken.
        • Die Einmischung von Zuschauern, Spielern oder Mannschaftsführern in laufende Partien ist strengstens verboten und muss vom Turnierleiter unterbunden werden. Zuschauer sind in diesem Fall des Spiellokals zu verweisen. Spieler, die ihre Partien beendet haben gelten als Zuschauer. In schwerwiegenden Fällen kann Protest eingelegt werden, der zum Partieverlust führen kann.
        • Während der Partie ist es den Spielern verboten, handschriftliche, gedruckte oder anderweitige Aufzeichnungen zu benutzen oder die Partie auf einem anderen Brett zu analysieren. Ebenso ist es verboten zu Ratschlägen oder Warnungen Dritter Zuflucht zu nehmen, gleichgültig, ob diese dazu aufgefordert wurden oder nicht.
        • Neu – für Spieler: Das Mitbringen von Mobiltelefonen bzw. anderen elektronischen Kommunikationsmitteln, die nicht vom Schiedsrichter genehmigt wurden, in das Turnierareal ist streng verboten. Falls das Mobiltelefon eines Spielers während der Partie im Turnierareal läutet, hat der Spieler die Partie verloren!
        • Neu – für Zuschauer: Der Gebrauch eines Mobiltelefons ist für Jedermann im Turnierareal und in jedem vom Schiedsrichter bestimmten Bereich verboten.
        • Unterhaltungen der Spieler müssen in deutscher Sprache erfolgen. Beherrscht ein Spieler die deutsche Sprache nicht, ist der Turnierleiter zu informieren.
        • Analysieren in Spielräumen, in denen noch Partien laufen, ist nicht erlaubt. Das Nachspielen einer gerade beendeten Partie durch die beiden Spieler, sollte jedoch gestattet werden, wenn hierbei die noch laufenden Partien nicht gestört werden.
        • Es ist verboten, den Gegner auf irgendeine Weise zu stören oder abzulenken. Hierzu zählt auch ungerechtfertigtes Antragstellen oder Anbieten von remis.
        • Zu beachten ist, dass regelwidrige Züge bestraft werden (durch Zeitstrafen beim ersten bzw. zweiten Vergehen und durch Partieverlust beim dritten Vergehen eines Spielers).

        3. Zeitnotphase

        • Während der Zeitnotphase muss der Turnierleiter in die Regeln exakt beherrschen und die folgenden Hinweise beachten, um die regelmäßig entstehende Hektik und Nervosität nicht noch durch Unsicherheiten zu verstärken.
        • Die erste Zeitnotphase entsteht, wenn sich bei einem oder beiden Spielern die Anzeigen 6:00 Uhr annähern und noch keine 40 Züge ausgeführt sind.
        • Die zweite Zeitnotphase entsteht, wenn sich bei einem oder beiden Spieler die Anzeigen 7:00 Uhr annähern.

        Der Turnierleiter hält sich dann an folgende Punkte:

        • Prüfen ob beide Spieler die gleiche Anzahl von Zügen notiert haben.
        • Rechtzeitig Schreibzeug und Papier bereitlegen, falls beide Spieler nicht mehr mitschreiben müssen.
        • Ein Spieler muss nicht mehr mitschreiben, wenn ihm bis zur Zeitkontrolle weniger als fünf Minuten Restbedenkzeit verbleiben. Wenn beide Spieler nicht mehr mitschreiben müssen, muss der Turnierleiter oder ein von ihm ernannter Assistent mitschreiben bzw. mitstricheln.
        • Bei allen Bretter beobachten, ob eine Zeitnotphase entstehen kann und rechtzeitig sicherstellen, dass ggf. Hilfskräfte (Assistenten) zur Verfügung stehen.
        • Die Hilfskräfte haben die gleichen Rechte und Pflichten wie der Turnierleiter.

        Besonders wichtig:

        • Keine Auskünfte über die Anzahl der gespielten Züge erteilen.
        • Der Kontrollzug der ersten Zeitkontrolle (40. Zug) wird nicht angesagt, das heißt, der Turnierleiter setzt das Mitschreiben auch nach dem 40. Zug fort.
        • Wenn eines der Fallblättchen gefallen ist, und beide Spieler nicht mehr mitgeschrieben haben bzw. der Turnierleiter sich nicht sicher ist, dass 40 Züge absolviert wurden, unterbricht er die Partie sofort, indem er laut »Zeit« sagt und die Uhren anhält. Im Zweifelsfall überprüft er, ob die erforderliche Zügezahl erreicht wurde. Ist dies nicht der Fall, hat der betroffene Spieler die Partie verloren.

        4. Endspurtphase

        • Wenn bei einem Spieler die erste Zeitkontrolle vorbei ist, gilt für beide Spieler Artikel 10 der FIDE-Regeln »Endspurtphase«.
        • Es gelten aber nicht die Schnellschachregeln (Anhang B der FIDE-Regeln).
        • Wenn ein Spieler, der am Zuge ist, weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit hat, darf er, bevor sein Fallblättchen gefallen ist, remis beantragen. Er hält die Uhren an und ruft den Schiedsrichter herbei.
        • Bei der Anwendung dieser Regel ist jedoch äußerste Vorsicht geboten.
        • Der Turnierleiter greift erst dann ein, wenn von einem der beiden Spieler eine Reklamation vorliegt.
        • Der Turnierleiter sollte dann eine zügige Entscheidung gemäß Artikel 10.2 der FIDE Regeln treffen, diese begründen und sich nicht durch Kommentare von Spielern und Zuschauern beeinflussen lassen.

        5. Reklamationen

        • Ist ein Spieler mit einer Entscheidung des Turnierleiters nicht einverstanden, sollte er dennoch unter Protest weiterspielen und dies auf der Spielberichtskarte vermerken lassen. In diesem Fall hat der Turnierleiter die Stellung, die Restbedenkzeiten und die Zugpflicht festzuhalten. Er behält die Partienotationen ein und schickt diese zusammen mit einem schriftlichen Bericht an die zuständige Spielleitung.
        • Außerdem muss beim Kreis- bzw. Bezirksspielleiter innerhalb von zehn Tagen schriftlich Einspruch eingelegt werden. Der Kreis- bzw. Bezirksspielleiter wird dann kurzfristig eine Entscheidung treffen, gegen welche beim Bezirksschiedsgericht Einspruch eingelegt werden kann. Einzelheiten siehe in der Schiedsordnung des Schachverbands Württemberg.

        6. Fair Play

        Um dem Ansehen des Schachspiels keinen Nachteil zu bringen, achten alle Spieler, Mannschaftsführer und Schiedsrichter darauf, dass im Rahmen der Regeln gespielt wird, keine Absprachen getroffen werden, oder sonstige unfaire Handlungen unterbleiben.

        Hans Ziegler und Klaus Schumacher