Senioren Team WM 2020 in Prag

Veröffentlicht am: 11.03.2020 von Christof Beuter in: Schachbezirk Alb-Schwarzwald Drucken

Hallo Schachfreunde,

es steht für unser Team ALB-SCHWARZWALD die Senioren Team WM der Mannschaften in Prag vor der Tür.

Für uns Bezirksvertreter wird es wieder ein echtes Highlight im Schachjahr sein, sich hier mit den Legenden des Schachs zu messen.
In unserer Kategorie +50 sind bislang 58 Mannschaften und bei den +65 59 Mannschaften angemeldet.

Wir spielen für ALB-SCHWARZWALD in der Besetzung Peter Goldinger, Thomas Klaiss, Thomas Müller und Bernhard Dieterle-Bard und liegen derzeit auf Meldeplatz 38 von 58 Teams.

Ganz vorne natürlich die GM-gespickten grossen Schachnationen(USA,Georgien,England,Tschechien,Russland usw.)
Insgesamt sind bislang 117 Teams mit 524 Spielern aus 32 Ländern gemeldet.
Darunter nicht weniger als 200 Titelträger,da ist also die geballte Seniorenpower in Prag versammelt.

Auf der Homepage www.wstcc2020.net könnt Ihr Euch laufend über den aktuellen Stand informieren, aber ich werde auch alle 3 Runden einen Zwischenbericht auf die Homepage des Bezirks stellen.

Viele Schachgrüße von Peter Goldinger

 prag2020


Nach 8 Stunden problemloser Zuganreise von den Heimatorten sind wir am 5.3. in Prag gelandet und schafften es sogar noch zur Abendanmeldung in den Spielhotels.

In unserer Kategorie 50 + blieben noch 54 teilnehmende Mannschaften, nachdem z.Bp. China und Italien virusbedingt zurückziehen mussten. Ein erlesenes Teilnehmerfeld erwartete uns mit vielen Legenden des Schachs - beispielhaft nur seien Jussupow und Balashov genannt.

In der ersten Runde saßen uns mit der Tschechischen Republik 2 gleich mal 4 Titelträger gegenüber, aber alle haben mutig gekämpft und teilweise auch Chancen, die aber nur Peter Goldinger zum halben Punktgewinn an Brett 1 gegen IM Priehoda nutzen konnte.

Runde 2 brachte uns mit Schottland 2 wieder ein attraktives Los und wir waren alle heiß hier was zu holen. Peter Goldinger und Thomas Klaiß steuerten Ihre Partien mit ruhigem Positionsspiel in ausgeglichene Stellungen und je zu halben Punkten. Leider verlor dann Thomas Müller nach einer taktischen Abwicklung die Partie, so dass Bernhard-Dieterle Bard an Brett 4 mit seinem überlegenen Sieg gegen seine schottische Gegnerin(siehe Bild) den 2:2 Endstand für uns herstellen konnte. Der erste Mannschaftspunkt war geschafft, daran wollten wir unbedingt anknüpfen.

SeniorenWM Runde3 2

Runde 3 brachte das tschechische Team der Region Burza (siehe Bild vor dem Spiel) und es sollte ein spannender, sehr ausgeglichener Kampf mit tollen Partien werden. Zuerst schaffte Peter Goldinger unter allerlei Opferkombinationen den Remishafen, dann steuerte Thomas Klaiß mit einer schönen russischen Partie unaufhaltsam zum vollen Punkt und brachte unser Team erstmals in Führung. Diese hielt weiter als Thomas Müller sich mit seinem Gegner in ausgeglichener Stellung auf Remis einigte.

Wieder war es dann Bernhard Dieterle - Bard an Brett 4, der im längsten Kampf, nach langem wechselhaften Endspiel, trotz Minusturm ein Unentschieden erreichen konnte. Der Jubel war groß, war doch der erste Mannschaftssieg geschafft und mit 3:3 Punkten findet sich Alb-Schwarzwald auch im Mittelfeld der Tabelle wieder.

Es sei noch erwähnt, dass es hier überaus streng zur Sache geht. Zum Beispiel gibt es scharfe Eingangskontrollen. Handys und Uhren müssen komplett an der Garderobe abgegeben werden. Eine Uhr oder ein Handy im Spielsaal - egal ob lautlos oder nicht - bedeutet sofortigen Partieverlust.

Weniger schön ist, dass fertige Spieler - ausgenommen die Kapitäne der Mannschaften - den Spielsaal verlassen müssen, so dass das dazugehörende "kiebitzen" den Teilnehmern komplett verwehrt ist. Auch ein Analysesaal ist nicht vorhanden, wohin man sich mit seinem Gegner nach Spielende zurückziehen könnte. Diese Punkte sind uns allen sauer aufgestoßen, mal sehen ob sich hier bis Turnierende noch eine Änderung erreichen lässt.

Alle Partien findet Ihr übrigends über die Veranstaltungsseite: www.wstcc2020.net und dann auch auf chess24, jeweils immer die ersten 10 Tische.

Ich werde weiter berichten!

Viele Schachgrüße von Peter Goldinger

 SeniorenWM Runde3 1


Runde 4 : Die gesponserte Mannschaft von Mahrla aus Tschechien erwartete uns und war leicht favorisiert.
Aber wir hatten einen zu guten Tag und tolle Spiele mit wechselvollem Verlauf. Bernhard Dieterle-Bard konnte an Brett 4 gewinnen und die drei ersten Bretter hielten das Remis fest. 2,5 gewonnen und 5:3 Punkte. Wir waren nun auf Platz 14 der 55 Mannschaften angekommen, schwer vorstellbar, dass das noch zu toppen ist.( Bild Mannschaft Mahrla)

SeniorenWM Runde6 1

Und tatsächlich wurden wir von den 4 Titelträgern der tschechischen Mannschaft 1960-61 mit 4 : 0 wieder etwas auf den Boden der Realität zurückgeholt. Diesmal war nicht viel zu erben.

In Runde 6 der erste deutsche Gegner mit dem norddeutschen Mischteam von Graal-Müritz. Diese waren nominell deutlich stärker als wir einzuschätzen, aber wir haben uns schachlich super präsentiert und die Favoriten ins Schwitzen gebracht. Bernhard konnte seinen starken Gegner, der noch vor 2 Jahren Brett 1 des Teams war, souverän im Endspiel besiegen.

Und alle anderen hatten gute Stellungen auf dem Brett, die Überraschung war greifbar nahe. Dann jedoch griff Thomas Müller fehl und musste nach einer Springergabel aufgeben. Peter Goldinger übersah den rettenden Bauerndurchbruch und konnte dann die Partie nicht mehr halten. Nur Thomas Klaiß hatte noch leichten Vorteil in der Stellung, aber sein Gegner verteidigte genau und nach dem Remisschluss hatten wir doch noch 1,5 zu 2,5 verloren.

Auch wenn wir in der Tabelle nun etwa auf unseren Startrang zurückgefallen sind, so richtig leichte Gegner kommen noch nicht. In Runde 7 wartet Finnland mit einem GM an Brett 1 und 2 FMs dahinter.

Ach und WM - Blitzturnier gabs ja auch noch. Hier konnte Peter Goldinger am frühen Dienstagmorgen immerhin 2 Titelträger in den 9 Runden besiegen und mit Platz 14  der 34 Teilnehmer sehr zufrieden sein. (Bild Blitz Peter gegen Kopsa aus Finnland)

SeniorenWM Runde6 2


Dies sollte eigentlich ein längerer Endbericht über die Runden 7 bis 9 werden. Aber die tschechische Staatsregierung hat das verhindert und verfügt, dass das Turnier nach der 7. Runde abgebrochen werden muss.

Daher war es gegen Finnland unsere letzte Partie in Prag und alle waren konzentriert und schachlich superpräsent am Werk gegen den übermächtigen Gegner. (s.Bild)

SeniorenWM Runde7 2

Zuerst war es Thomas Müller an Brett 3, der mutig angriff und dem ersten finnischen Titelträger soviel Respekt abnötigte, dass dieser ein Remisangebot akzeptieren musste.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Peter Goldinger an Brett 1 in ein Minusbauern - Turmendspiel gerettet, das der finnische GM aber mit all seinem Können langfristig nach Hause schob zum vollen Punkt für Finnland.

Bernhard Dieterle-Bard an Brett 4 stand schon sehr bescheiden mit einigen Minusbauern auf dem Brett, aber taktischen Gegenchancen. Einmal ließ sein Gegner eine solche Gelegenheit zu und Bernhard schnappte sich den vollen Punkt. Sollte hier noch was gehen?

Thomas Klaiss an Brett 2 stand in einem total unübersichtlichen Endspiel Springer gegen Läufer und wechselseitigen Freibauern eher etwas besser, aber die komplizierte Position konnte sein Gegner noch zum vollen Punktgewinn nutzen. Leider also doch noch 2,5:1,5 verloren und die Hoffnung nun wieder im Turnier angreifen zu können blieb uns s.o. durch Corona versagt.

Ganz vorne lagen nach 7 Runden die USA mit 12, gefolgt von Lasker Schachstiftung, Tschechische Reuplik 1 und Island jeweils mit 11 Mannschaftspunkten. Für unser Alb-Schwarzwald-Team blieb am Ende mit 7 Mannschafts- und 10,5 Brettpunkte der 44.Platz punktgleich mit den deutschen Frauen 1, Schottland 2 und Norwegen.

Eifrigster Punktesammler bei uns war Bernhard-Dieterle Bard an Brett 4 mit 4,5 Punkten aus 7 Partien (s.Bild)

SeniorenWM Runde7 3

Insgesamt war es ein schönes, gut organisiertes nur leider 2 Runden zu kurzes Turnier ? aus dem wir zum Grossteil jede Menge ELO und DWZ - Zugewinne mit nach Hause nehmen konnten. Auch Präsente gab es noch für alle Teilnehmer reichlich.

Die Rückreise musste dann aber zügig angegangen werden, da alle Deutschen Staatsbürger (Risikogebiet aus tschechischer Sicht) am Folgetag bis 22 Uhr ausgereist sein mussten, wenn sie nicht 30 Tage in Landesquarantäne bleiben wollten. Daher hieß es morgends um 5 schon packen und schnell auf den ersten Zug zurück.

Aber wir kommen gerne wieder in dieses ansonsten sehr gastfreundliche Land mit sympathischen Leuten.

SeniorenWM Runde7 1